Für Theresa May hat die Woche der Wahrheit begonnen. Seit dem Wahldebakel im Juni laviert die britische Premierministerin, jetzt kann die Führungsfrage innerhalb der Tory-Partei nicht länger aufgeschoben werden. Auf dem Parteitag der Konservativen im nordenglischen Manchester fällt dabei mit der Personalentscheidung an der Spitze auch die Richtungsentscheidung für das Land: Harter Brexit, weicher Brexit oder Neuwahlen (und damit vielleicht sogar der Exit aus dem Brexit). Quo vadis, Britannia?
Viel wird davon abhängen, ob Boris Johnson in seiner Rede am Dienstag den Mumm hat, die offene Feldschlacht mit der eiernden Lady, die zwischen hartem und softerem Brexit hin- und herschwankt, zu suchen, oder ob sich der Außenminister, den Dolch im Gewande, weiterhin verschlagen taktierend verhält. Im Prinzip hat May keine Wahl: Sie muss am Mittwoch die Machtfrage stellen, wenn sie nicht weiterhin von ihren Gegnern in- und außerhalb des Kabinetts demontiert und weichgekocht werden will. Dass Schatzkanzler Hammond, ein sanfter Brexiteer, nicht einmal mehr bereit ist, seiner Premierministerin pro forma öffentlich Solidarität zu bekunden, sagt viel über Mays aktuellen Stellenwert aus.
Die Lady muss die Flucht nach vorne antreten. Entweder May ist am Ende dieser Woche eine gestärkte Parteivorsitzende oder eine Premierministerin a.D.
Alexander Weber
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