50 000 Zuschauer um 20.15 Uhr? Als der Quote hinterherhechelnder Fernsehmacher wird man bei einer Sendung mit dieser Publikumsgröße instinktiv ausrufen: Absetzen! Zum Vergleich: In die Bayerische Staatsoper passen 2100 Zuschauer. Damit eine Inszenierung 50 000 Menschen erreicht, müsste sie fast 24 Mal ausverkauft sein. Und trotzdem ist Oper im TV eine Rarität.
So wie überhaupt Kultur gegenüber den Quotenbringern Fußball und Sonntagskrimi einen schlechten Stand im deutschen Fernsehen hat. So schön es ist, dass die Wiedereröffnungsgala im Gärtnerplatztheater im BR Fernsehen übertragen wurde – warum erst zeitversetzt um 22 Uhr? Deutschland, Land der Dichter und Denker? Na dann her mit einer Übertragung von der Verleihung des Deutschen Buchpreises – traditionell eine Veranstaltung, die auf unterhaltsame Weise einen Überblick über die wichtigsten literarischen Werke des Jahres gibt.
Gerade die Öffentlich-Rechtlichen sollten Mut haben, weniger auf Quote und mehr auf Abwechslung zu setzen. Denn für das Programm zahlen alle – Fußballfans und Kulturinteressierte. Und, wer hätte das gedacht, das sind oft ein- und dieselben.
Katja Kraft
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