Mario Draghi und seine Europäische Zentralbank bleiben ein hoffnungsloser Fall, jedenfalls aus Sicht der Sparer: Obwohl die Eurozone die Krise hinter sich gelassen hat, verharrt die EZB im Krisenmodus. Die heiß ersehnte Zinswende hat der Herr des Geldes gestern erneut auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben. Zwar will er nur noch halb so viele Staatsanleihen ankaufen wie bisher, dies aber für einen längeren Zeitraum. Der Euro hat genauso reagiert wie sicherlich viele Sparer: mit einem Schwächeanfall.
Je länger die Flut billigen Geldes anhält, desto gravierender werden die Fehlsteuerungen des Finanzsystems: Die Notenbank ermutigt Schuldenländer, ihre Etats auf Pump zu finanzieren (deshalb kauft die EZB besonders viele italienische und spanische Papiere), sie lockt Anleger in Aktien und teure Immobilien, als gäbe es kein Morgen, und sie verteilt Vermögen von den Gläubigern zu den Schuldnern um.
Weil aber auch Notenbanken kein Schlaraffenland herbeizaubern können, jedenfalls nicht dauerhaft, und weil eine Fortsetzung dieser Politik unabsehbare Stabilitätsrisiken heraufbeschwört, wird auch für die EZB der Tag kommen, an dem sie das viele überschüssige Geld wieder einsammeln muss. Dann wird es ungemütlich für jene, die der Anlagenotstand in überteuerte Investments getrieben hat. Der Entzug wird umso schmerzhafter, je länger sich die Akteure an die Nullzinsdroge gewöhnt haben. Es spricht nicht für den 2019 ausscheidenden EZB-Chef, dass er diese Aufgabe seinem Nachfolger aufbürdet. Nach Draghi die Sintflut.
Georg Anastasiadis
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