Elefanten auf der Flucht entwickeln ein Tempo, das ihnen kein Beobachter zugetraut hätte. So ist es mit der CSU, wenn sie einen Stimmungswandel wittert. Wird eine Bewegung gegen die Politik der Staatsregierung zu mächtig, stellt sich die CSU ohne Zögern an die Spitze. So treten Agrarminister als Hauptredner auf Bauerndemos gegen ihre Regierung auf, so brachte die CSU inbrünstig ihre Studienbeiträge und das G8 zu Fall, genauso führte sie plötzlich den Widerstand gegen den Donauausbau an. Das ist rücksichtslos, aber machtpolitisch clever. Mehr noch: Es ist oft notwendig für eine Dauer-Regierungspartei in einem Land, das sich jedes Jahr durch Zuzug und Demografie gravierend ändert.
Ab sofort muss man in der CSU die erbittertsten Kämpfer gegen den Flächenverbrauch sehen. Das entsprechende Volksbegehren aus der Opposition hatte einfach zu viel Zulauf. Statt einen möglichen Volksentscheid zu verlieren, greift die Staatsregierung die Inhalte auf und setzt sie um. Es wird spannend, wie das mit den Startbahn-Plänen und den noch 2017 gelockerten Regeln für Gewerbegebiete zusammenpasst. Eine Kurskorrektur tut aber nicht nur Bayern, sondern kurioserweise auch der CSU gut: Moderner Konservatismus ist nicht wachstumsfixiert, sondern versöhnt Ökonomie und Ökologie. Die Opposition, wieder mal eigentlich der Ideengeber, wird erneut merken: Elefanten in Bewegung sind zwar nicht grazil, aber von ihren Gegnern kaum zu stoppen.
Christian Deutschländer
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