Wenn einem Präsidenten öffentlich eine Unterminierung demokratischer Ideale, rücksichtsloses Verhalten, Probleme mit der Wahrheit und eine Schwächung der USA vorgeworfen werden, so vermutet man solche nahezu beispiellosen Attacken natürlich bei der Opposition. Donald Trumps Problem ist, dass diese ätzende Kritik von zwei Senatoren der eigenen Partei kommt – und es bei anderen, die sich noch nicht so artikuliert haben, ebenfalls schon grummelt. Die jüngste Auseinandersetzung um Aussagen Trumps gegenüber einer trauernden Soldatenwitwe und die folgende Eskalation, bei der er die junge Frau über Twitter der Lüge bezichtigte, hat in Teilen der Republikaner das Fass zum Überlaufen gebracht. Der Präsident wird in seiner Partei immer mehr zur Persona non grata, und das birgt für ihn eine große Gefahr.
Nicht nur, dass seine anstehende legislative Agenda – eine Steuerreform – nun in Gefahr ist, denn die Mehrheit der Republikaner im Senat könnte schnell bei Abweichlern zu einer Minderheit werden. Der weitere Weg des umstrittenen Präsidenten dürfte sich vor allem 2018 bei den Kongress-Zwischenwahlen manifestieren. Erleiden Amerikas Konservative deutliche Verluste, wird man dies auf den negativen Trump-Effekt zurückführen – und die Bereitschaft, sich des nur noch von einem Drittel aller Wähler für gut befundenen Präsidenten notfalls auch durch eine von Demokraten favorisierte Amtsenthebung zu entledigen, würde zweifelsohne steigen.
Friedemann Diederichs
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