Puigdemont soll vor Gericht

Rajoys Chance

von Redaktion

Die Separatisten hätten sich die Dinge wohl einfacher vorgestellt, als sie in Wirklichkeit seien, räumt die Generalsekretärin der Puigdemont-Partei jetzt ein, nachdem ihr Präsident sich nach Brüssel abgesetzt hat. In Erwartung eines spanischen Haftbefehls zog es der Unabhängigkeitskämpfer vor, sich erst einmal um sich selbst und seine persönliche Freiheit zu kümmern. Nicht bei jedem in der Region rund um Barcelona kommen dieses Versteckspiel und seine Taktiererei gut an.

Und genau hierin liegt noch einmal eine kleine Chance für Spaniens Regierungschef Rajoy, jene Katalanen für die Einheit zurückzugewinnen, die vor allem wegen der harten Gangart Madrids gegen das illegale Referendum am 1. Oktober in das Lager Puigdemonts übergelaufen waren. Macht der konservative Regierungschef diesen Katalanen im jetzt beginnenden Wahlkampf für den 21. Dezember ein ehrliches Angebot für Gespräche über mehr Autonomie statt Unabhängigkeit, könnte die Eskalationsspirale gestoppt werden. Der harte Kern der Separatisten ist, so muss man fürchten, von Argumenten nicht mehr zu überzeugen. Setzt Rajoy jetzt aber ausschließlich auf die Härte des Rechts und die Macht des Staates, kann er Katalonien vielleicht formal halten, seine Bürger wird er aber für die spanische Nation verlieren.

Alexander Weber

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