Vollbeschäftigung in Bayern

Kein Selbstläufer

von Redaktion

Vor zehn Jahren, als die Arbeitslosigkeit in Bayern noch bei gut fünf Prozent lag, hätte davon keiner zu träumen gewagt: Vollbeschäftigung im Freistaat. Im Oktober ist die Arbeitslosenquote nun erstmals unter die magischen drei Prozent gesunken. Unterhalb dieser Zielmarke geht man von üblicher Sucharbeitslosigkeit aus; verursacht von normalem Arbeitsplatzwechsel. Volkswirte sprechen von Vollbeschäftigung. Bayern ist damit das erste Bundesland, in dem erstmals Vollbeschäftigung herrscht. Das sind grundsätzlich gute Nachrichten. Wer allerdings glaubt, Vollbeschäftigung sei ein Selbstläufer und die Probleme am Arbeitsmarkt seien damit passé, der irrt gewaltig.

Herrscht Vollbeschäftigung, halten sich in der Theorie Angebot und Nachfrage die Waage, Idealzustand am Arbeitsmarkt. In der Praxis kommt es bereits jetzt zu Engpässen. Denn: Ein beträchtlicher Teil der Arbeitslosen in Bayern hat keine abgeschlossene Ausbildung, viele sind seit Jahren arbeitslos. In der Folge können offene Stellen nicht mit passenden Bewerbern besetzt werden. Der harte Kern der Langzeitarbeitslosen bleibt ohne Arbeit, Betriebe bleiben ohne Fachkräfte. Um gegenzusteuern, müssen mehr junge Leute (auch diejenigen mit Fluchthintergrund) in Ausbildung gebracht werden, Helfer müssen nachqualifiziert werden. Nur so wird aus Vollbeschäftigung am Ende auch Arbeit für (zumindest fast) alle.

Manuela Dollinger

Sie erreichen die Autorin unter

Manuela.Dollinger@ovb.net

Artikel 10 von 11