Bonn – Die Aussichten sind düster. Ganze Städte und Staaten könnten vom Meer verschluckt werden, wenn die Erderwärmung nicht eingedämmt werden kann. Zur Weltklimakonferenz kommen heute 23 000 Menschen aus 197 Ländern in Bonn zusammen, um bis 17. November über Lösungen zu sprechen. Es ist die größte zwischenstaatliche Konferenz, die es je auf deutschem Boden gab. Den Vorsitz der Konferenz hat aber Fidschi.
-Wer trifft sich in Bonn?
Neben Klimapolitikern, Wissenschaftlern und Aktivisten kommen auch Staats- und Regierungschefs – und einige Promis. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) haben sich angekündigt. Erwartet werden auch Schauspieler Leonardo DiCaprio sowie der US-Politiker und Friedensnobelpreisträger Al Gore. Der Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown, soll auch anreisen. Klimaschützer sehen ihn als wichtigen Gegenspieler von US-Präsident Donald Trump im Kampf gegen die Erderwärmung. Auch Browns Vorgänger wird dabei sein: Arnold Schwarzenegger.
-Warum Bonn, wenn Fidschi den Vorsitz hat?
Normalerweise treffen sich die Klimadiplomaten in dem Land, das auch den Vorsitz hat. Einem Rotationsprinzip zufolge war diesmal ein Land aus Asien dran. Fidschi übernimmt die Präsidentschaft – erstmals eine Inselgruppe im Pazifik, die vom Klimawandel bedroht ist, das gilt als wichtiges Signal. Allerdings wäre es schwierig für Fidschi geworden, die Konferenz auch auszurichten. Daher springt Deutschland als „technischer Gastgeber“ ein. Das Sekretariat der Klimarahmenkonvention sitzt nämlich in Bonn.
-Das Klimaabkommen gibt es doch seit zwei Jahren. Was ist noch zu tun?
Die Einigung auf das Abkommen war 2015 in Paris ein riesiger Durchbruch, inzwischen haben es 169 Partner ratifiziert. Deutschland ist dabei, die EU auch. Aber das Entscheidende ist die Umsetzung. Wie die im Detail laufen soll, ist noch nicht klar. Grundsätzlich haben die Staaten eigene Ziele zur Treibhausgas-Minderung zugesagt. In einem Zyklus von fünf Jahren sollen deren Klimaschutzwirkungen überprüft und die Zusagen immer ehrgeiziger werden.
-Bisher reichen die Ziele der Staaten also nicht aus?
Nein. Das Ziel des Pariser Abkommens ist, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst auf 1,5 Grad einzudämmen. Schon diese begrenzte Erwärmung wird Experten zufolge deutlich spürbar sein. Aber: Selbst bei Einhaltung aller bisher von den Ländern vorgelegten Klimaschutzzusagen wird sich die Erdtemperatur laut UN-Umweltprogramm um mindestens drei Grad im Vergleich zur Zeit vor der Industrialisierung erhöhen. Da muss also noch viel passieren.
-Was genau soll in Bonn also passieren?
Die Politiker müssen sich auf ein Regelwerk einigen, das die nationalen Klimaziele vergleichbar und überprüfbar macht. Ein Erfolg wäre aus Sicht von Klimaschützern, wenn nach der Konferenz ein Entwurf vorliegt. Ein Problem wäre laut Experte Jan Kowalzig von Oxfam dagegen, wenn es gar nichts Schriftliches gibt, da der Zeitdruck dann zunähme.
-Hat das auch etwas mit den Sondierungsgesprächen in Berlin zu tun?
Offiziell nicht – aber die Wahl des Zeitfensters ist bemerkenswert. Zwischen Union, FDP und Grünen gehört der Klimaschutz zu den umstrittensten Themen. Die Grünen hoffen auf Rückenwind aus Bonn für die Verhandlungen und Kanzlerin Merkel dürfte daran gelegen sein, auf dem Bonner Parkett gut dazustehen.