Amberg – Albert Duin hat zwei Visitenkarten. Auf der einen sieht man den ehemaligen Chef der Bayern-FDP schwarz-weiß, mit T-Shirt und Zigarette – auf der der anderen posiert er nachdenklich mit Anzug und in Farbe. Das frechere Modell ist was für die Frauen und jungen Mitglieder, sagt der Unternehmer. Er hat in seinen vier Jahren als FDP-Chef viele Visitenkarten verteilt. „Über 1000 Termine, 200 000 Kilometer, 16 Kilo mehr“, zählt er beim Landesparteitag am Wochenende in Amberg auf. Mittlerweile kenne er 5000 der 6000 Mitglieder.
Jetzt ist Schluss. Duin möchte im Frühjahr Spitzenkandidat für die Landtagswahl werden, die Mitglieder wählten seinen Vertrauten Daniel Föst zum Nachfolger. Ganz so leicht war es für den vorherigen Generalsekretär aber nicht. Da ist der plötzliche Gegenkandidat Robert Würll-Hörning. Zwischen all den Lobeshymnen der Kreisvorsitzenden auf Duin und Föst tritt der der Unterfranke ans Mikrofon und spricht von einem Skandal. 1000 Euro bekomme Föst monatlich. „Da ist was faul“, sagt Würll-Hörning in seiner zwanzigminütigen Rede. Das sind Reisekosten, heißt es später, alles in Ordnung. Würll-Hörning bekommt nur zehn Stimmen. Ein sensationelles Ergebnis hat Föst aber auch nicht eingefahren: 78,76 Prozent.
Von „bitter“ ist anschließend unter Mitgliedern die Rede, aber auch davon, dass das Ergebnis zweitrangig sei. Es gibt offene Kritik, dass die Besetzung des neuen Vorstandsteams im Voraus geregelt wurde. Eine enttäuschte Anwärterin für das Amt des Generalsekretärs soll dafür gesorgt haben, dass Föst nicht mit einem Spitzenergebnis aus der Wahl hervorgeht.
Mit seinen Stellvertretern Karsten Klein und Britta Dassler sowie Generalsekretär Norbert Hoffman will Föst anpacken. Er sei ein ganz anderer Typ als Duin, sagt er. Die Energie und Lautstärke seines Vorgängers möchte er beibehalten, aber nicht die Art der Außendarstellung. Zu oft hat Duin mit polarisierenden Aussagen für Ärger gesorgt – auch eine Sorge mit Blick auf die Landtagswahl. Duin bekam von den Mitgliedern stehende Ovationen. Den nächsten Schritt soll nun aber Föst gehen, der nicht nur laut, sondern auch strategisch arbeiten kann.
Föst hat sein Wunschteam durch die Wahlen gebracht. Vor allem der neue Generalsekretär Hoffmann spielt in seiner Planung eine wichtige Rolle. Auch in Amberg sprechen sie darüber, dass Alexander Putz nur durch Hoffmanns Wahlkampfstrategie zum Landshuter Oberbürgermeister wurde. Langfristig soll er sich zum Lautsprecher der Bayern-FDP entwickeln.
Zur Landtagswahl wollen die Liberalen zum Angriff auf die CSU und die Freien Wähler blasen. Dafür brauchen sie auch Fösts Stellvertreter Klein. Der Finanzexperte, ruhig, fachlich über Zweifel erhaben, bringt Berlin-Erfahrung mit. Die Mitglieder trauen dem jungen Team viel zu. Auf mindestens acht Prozent hoffen die Liberalen bei der Landtagswahl. Punkten wollen sie vor allem beim Thema Bildung. „Es ist eine Schande, dass in keinem anderen Bundesland der Bildungserfolg so maßgeblich vom sozialen Stand des Elternhauses abhängt, wie in Bayern“, ruft Föst den Mitgliedern zu.
Vorerst wird er alleine die Rolle des Lautsprechers einnehmen. Für die Landtagswahl indes hat sich Vorgänger Duin als möglicher Spitzenkandidat in Stellung gebracht – als einziger, wie er betont. Kontrahenten? Wolfgang Heubisch überlegt wohl noch, Ex-Vizeministerpräsident Martin Zeil soll verzichten. Mit der Münchnerin Gabriele Neff sei noch zu rechnen, heißt es. Vielleicht wird schon bald Föst als ruhiger Beschwichtiger gefragt sein. Der neue Chef verteilt nur eine Visitenkarte, seriös, mit Anzug. Den Liberalen ist genau das recht. Sebastian Raviol