Die Führungsriege der SPD

von Redaktion

Thorsten Schäfer-Gümbel (48): Landes- und Fraktionschef der hessischen SPD, der im dritten Anlauf bei der Landtagswahl im Herbst 2018 Ministerpräsident werden will. Ist seit 2013 Vize, wurde gestern mit 78,3 Prozent wiedergewählt. Der Parteilinke arbeitete federführend das Steuerkonzept für das Wahlprogramm aus. Jetzt trommelt er für ein neues Grundsatzprogramm der SPD. „TSG“ ist glühender Bayern-Fan, trat aus Protest gegen die Hoeneß-Steueraffäre aber beim Rekordmeister aus.

Olaf Scholz (59): Gilt als Reserve-Parteichef. Nach der verlorenen Wahl machte er Stimmung gegen die Schulz-Kampagne. Aber nach dem Vorsitz will er (noch) nicht greifen, sondern Vize bleiben. Er schaffte es mit mauem Ergebnis: 59,2 Prozent. Scholz, kluger Verhandler bei den Bund-Länder-Finanzen, ist bei der Basis nur mäßig beliebt. Sein Macher-Image als Bürgermeister bekam Kratzer, weil er den Hamburgern den G20-Gipfel als friedlichen Hafengeburtstag ankündigte – dann brannte das Schanzenviertel.

Manuela Schwesig (43): War als Bundesfamilienministerin ein Aktivposten in der Großen Koalition, machte für die SPD bei Frauen und Familie einige Punkte. Wechselte im Sommer als Ministerpräsidentin in ihre Heimat Mecklenburg-Vorpommern, nachdem sich Erwin Sellering schwer erkrankt aus der Politik zurückzog. Der zweifachen Mutter trauen einige in der SPD zu, einmal Vorsitz oder Kanzlerkandidatur zu übernehmen. Erst mal bleibt sie Stellvertreterin. ergebnis gestern: 86 Prozent.

Ralf Stegner (58): Die Allzweckwaffe vom linken Flügel – über den es in der SPD spöttisch heißt, er twittere schneller als sein Schatten. In Schleswig-Holstein gab es laute Rufe nach einer Ablösung des Landesvorsitzenden nach dem Machtverlust in Kiel. Stegner aber ist ein Überlebenskünstler. Gestern kam er auf 61,6 Prozent.

Malu Dreyer (56): Die kluge Regierungschefin von Rheinland-Pfalz, die 2016 nach Riesenrückstand die Landtagswahl noch triumphal für die SPD gewann, wird in der SPD als Bundesvize noch wichtiger. Sie bekam mit 97,5 Prozent das beste Ergebnis. Dreyer will keine GroKo, sondern wirbt dafür, nur eine Merkel-Minderheitsregierung zu dulden. Sie ist in der Partei beliebt. Bei der Neuaufstellung der SPD wird sie ein wichtiges Wort mitreden.

Natascha Kohnen (50): Die Landeschefin aus Bayern ist mit 80,1 Prozent der Stimmen ebenfalls zu einer Stellvertreterin aufgesteigen. Im nächsten Herbst muss sie als Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl versuchen, die Genossen im Freistaat aus dem Keller zu führen. Angesichts der CSU-Umfrageschwäche macht sie sich Hoffnungen, dass das gelingt – allerdings liegt auch die SPD auf historischem Tiefstwert.

Lars Klingbeil (39): Ein Lichtblick in der SPD. Er soll als neuer Generalsekretär die Partei modernisieren. Klingbeil weiß, was die Digitalisierung überhaupt bedeutet. Seinen Ritterschlag erhielt er im Wahlkampf von Gerhard Schröder. Der Altkanzler kam in Klingbeils Wahlkreis in Rotenburg an der Wümme – den der verschmitzte Zwei-Meter-Mann prompt direkt gewann. Ohne große Organisationserfahrung das Willy-Brandt-Haus umzubauen, wird für Klingbeil aber eine Riesenherausforderung.

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