Der Landtag schreibt nicht oft Geschichte, gestern aber schon: Mit einem fast einstimmigen Beschluss besiegelten CSU, SPD, FW und Grüne die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium. 2004 beschlossen, nach einigen missmutigen Zwischenlösungen 2017 wieder abgeschafft – so geradlinig ist das mit der CSU-Bildungspolitik. Das verunglückte G8, ein Kind Stoibers und Hohlmeiers und des damaligen Zeitgeistes, ist ein Schultyp der Vergangenheit. Eigentlich hätten gestern die Sektkorken im Landtag knallen können.
Die Frage ist allerdings, was nun kommt. Wie es scheint, wird das neue G9 ein relativ konventionelles Gymnasium sein, ohne viel Gedöns und Brimborium („selbstbestimmtes Lernen“), aber auch ohne sonderlichen Reformeifer. Im Moment freilich wäre selbst ein so vernünftiges Vorhaben wie die Fusion des Randfaches Erdkunde mit Biologie oder Geschichte (oder Biologie mit Chemie) nicht durchsetzbar. Hier kann man die Akteure nur zu etwas mehr Mut und Weitsicht ermuntern. Von Kleinkariertheit und Fächeregoismus dürfen sie sich nicht beeindrucken lassen. So gesehen war es gestern dann doch ein Tag eher für Selters statt für Sekt.
Dirk Walter
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