Pannen, Defekte, dann auch noch diese heimtückischen Schneeflocken mitten im Wonnemonat Dezember: Man kann es ja für eine unglückliche Abfolge von Zufällen halten, die den Start der neuen Schnellstrecke zwischen München und Berlin sabotieren. Wahrscheinlicher ist aber, dass kräftiges Management-Versagen der Bahn hinzukommt. Selten floppte die Eröffnung eines X-Milliarden-Projekts so peinlich. Da fehlten Planungssorgfalt und das Verständnis für den Schaden durch ein bundesweites PR-Desaster. Das muss bei einem Logistikkonzern, auch wenn er in Staatseigentum steht, Konsequenzen haben. Keine Pommesbude am Bahnhof könnte sich eine so verkorkste Premiere leisten.
Das ist schade, denn eigentlich wäre der Neubau ein wichtiges, ökologisch sinnvolles Projekt. Innerdeutsch Reisende von Flugzeug und Straße auf die Schiene zu holen, ist ein vernünftiges Ziel, das den Einsatz von Milliarden Steuer-Euro wert ist. Zur Wahrheit zählt allerdings, dass die abflauende Euphorie schon auch mit der politisch verfügten Planung der Trasse zu tun hat. Bei Licht betrachtet, erzeugen ja vier Stunden für 600 Kilometer keine Gänsehaut – das ist im Schnitt ein besseres Bummeltempo auf einer bananenförmigen Trasse, die krampfhaft noch ostdeutsche Mittelstädte anbinden soll. Nun, die Strecke ist da, hoffentlich wird sie dennoch künftig gut genutzt; und zwar für mehr als nur ein abschreckendes Beispiel inkonsequenter Planungsleistung.
Christian Deutschländer
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