Alabama

Die hausgemachte Schlappe

von Redaktion

Von Michael Donhauser

Washington – Es ist die wohl größte Schlappe für US-Präsident Donald Trump in seiner bisherigen Amtszeit: Sein Mann für den Senat, der hochumstrittene Ex-Richter Roy Moore, hat für die US-Republikaner eine ihrer Festungen hergegeben. Unterstützt vom Präsidenten höchstselbst und von dessen inzwischen extern wirkendem Scharfmacher Steve Bannon, hatte Moore in der vermeintlich sicheren Konservativen-Hochburg Alabama versucht, ein Exempel zu statuieren: Moore wollte die gegnerischen Demokraten nur nebenbei schlagen, hauptsächlich aber das Partei-Establishment um Senats-Fraktionschef Mitch McConnell mit einer erfolgreichen Kandidatur schwächen.

Das ging so schief für die Republikaner, wie es nur schiefgehen konnte. Das Referendum über den Trumpschen Politikansatz ging verloren, dazu noch ein eigentlich nicht zu verlierender Senatssitz. Fast noch schlimmer dürfte für den Machtmenschen Trump das Kleingedruckte der Meinungsforscher wiegen. In Nachwahlbefragungen fanden sie bei den Wählern von Alabama unabhängig von der eigentlichen Abstimmung heraus, dass Trumps Zustimmungswerte in dem Bundesstaat bei gerade einmal noch 48 Prozent liegen – verheerend für Trump. Vor einem Jahr hatte er den Bundesstaat noch mit fliegenden Fahnen und 62 Prozent der Stimmen geholt. Trumps unverrückbare Anhängerschaft scheint zumindest in einigen Regionen kleiner zu sein, als die Scharen von Claqueuren bei seinen öffentlichen Auftritten vermuten lassen.

Nach der krachenden Niederlage entbrannte der Richtungsstreit bei den Republikanern neu. Einige Konservative gingen zu Attacken auf Steve Bannon über. Der ehemalige Wahlkampfchef und Regierungsberater Trumps feilt inzwischen außerhalb des Weißen Hauses an einer rechtsgerichteten Anti-Establishment-Bewegung und hatte sich für Moore eingesetzt.

Der Republikaner Josh Holmes, ein Vertrauter von Senats-Fraktionschef McConnell, nannte das Ergebnis für seine Partei in Alabama eine „nationale Schande“. Bannon habe gezeigt, wie man selbst den „rotesten der roten Staaten“ verlieren könne. Rot ist die Farbe der Konservativen.

Der Kongressabgeordnete Peter King erklärte, die Republikaner müssten nun das Richtige tun und Bannon loswerden. „Seine Darbietung ist ermüdend, dümmlich und moralisch leer. Wenn wir Amerika wieder für alle Amerikaner groß machen wollen, muss Bannon gehen! Und zwar JETZT!“, schrieb King auf Twitter. Trump selbst zeigte sich nach der Wahl zunächst als ungewohnt fairer Verlierer und gratulierte Doug Jones zu dessen „hart erkämpftem Sieg“.

Am Morgen nach der Wahl legte Trump aber nach und war bemüht, das Ergebnis als persönliche Niederlage Moores herunterzuspielen. Er selbst habe im parteiinternen Vorwahlkampf Moores Gegenkandidaten Luther Strange unterstützt, weil er der Meinung gewesen sei, dass Moore die allgemeine Wahl nicht gewinnen könne, schrieb Trump auf Twitter. „Ich lag richtig! Roy hat hart gearbeitet, aber er hatte schlechte Karten.“

Moore, der zweimal vom höchsten Gericht Alabamas gefeuert wurde und mit eigenwilligen Vorstellungen zu Themen wie der Ehe für Alle auffiel, war selbst in der erzkonservativen Provinz Alabamas nicht zu vermitteln. Zumal im Wahlkampffinale Vorwürfe sexueller Übergriffe in der Vergangenheit die Fragezeichen hinter seinem Namen noch vermehrten.

Am Dienstagmorgen war der einstige Kickboxer Moore noch als Cowboy hoch zu Ross zur Wahlurne geritten. Nicht alle Beobachter werten sein Scheitern als Verlust für die Republikaner. Mit Roy Moores Niederlage sei eine politische Zeitbombe für die Republikaner unschädlich gemacht, heißt es. Im Senat hätte der Tunichtgut der Partei wohl nur geschadet.

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