Republikaner-Niederlage in Alabama

Ein Sieg der Moral

von Redaktion

Donald Trump ist schon oft nieder- und abgeschrieben worden – in den Vorwahlen, im Wahlkampf, während der personellen Querelen im Weißen Haus und den Enthüllungen in der Russland-Affäre. Doch Trump erwies sich als politisches Stehaufmännchen, das alle Stürme wundersamerweise unbeschadet überstand. Mit jedem Tweet schien er das Establishment in Washington weiter zu echauffieren, wohl wissend, dass in den ländlichen Regionen des Landes genau dies beklatscht würde.

Die herbe Schlappe seines Kandidaten in Alabama, Roy Moore, könnte nun einen Wendepunkt darstellen. Der ländliche, konservative Staat im tiefen Süden galt als Hochburg der Republikaner, der Demokrat Doug Jones als hoffnungs- und aussichtsloser Kandidat. Am Ende gewann er eigentlich nur, weil Moore sein Blatt immer weiter überreizte. Der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen wog schon schwer genug, aber Moore trieb es auf die Spitze: Erst leugnete er, dann verlor er sich in wilden Verschwörungstheorien.

Trump hat sich bedingungslos hinter Moore gestellt. Nun ist klar, dass sein Einfluss auf die konservative Klientel schwindet. Schlimmer noch: In Moores Fall gibt es Parallelen zu den Missbrauchsvorwürfen gegen Trump. Deshalb sollte den Präsidenten alarmieren, dass die Wähler seiner Methode des bewussten Tabubruchs nun eine Absage erteilten – und zwar just in Alabama, einem Landstrich, das sich seiner „moralischen Werte“ preist. Offenbar zählen gesunder Menschenverstand und moralische Grundstandards in den USA doch noch etwas. Dem Rest der Welt darf das Hoffnung machen.

Mike Schier

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