Münchner Sicherheitskonferenz

McCain bekommt den SiKo-Preis

von Redaktion

von Marcus mäckler

München – Es gab schon nettere Treffen als jenes im Februar 2017. Der neue US-Präsident Donald Trump hatte gerade begonnen, die alte Ordnung zu torpedieren. Und auf der Münchner Sicherheitskonferenz geisterte die These vom Ende der westlichen Weltordnung herum. Bis ein Amerikaner, ausgerechnet, die Bremse zog. „Ich glaube mit Stolz an den Westen“, sagte John McCain. „Ja, es sind gefährliche Zeiten, aber Sie dürfen Amerika nicht abschreiben. Und wir dürfen einander nicht abschreiben.“

Seit Jahrzehnten nimmt der Senator aus dem US-Bundesstaat Arizona an der Konferenz in München teil. Schon in seiner Zeit als Oberst kam er als Begleiter des damaligen Delegationsleiters. Dem musste er immer brav die Tasche hinterhertragen – jedenfalls erzählt man sich das. Inzwischen ist McCain, wenn man so will, das Gesicht der amerikanischen Delegation und ein strenger Verteidiger der transatlantischen Beziehungen. Für seine Rede im Februar bekam er viel Applaus, im Saal lag fast so etwas wie Erleichterung. Mit einem Mal saß der Trump-Schock nicht mehr ganz so tief.

„McCain ist eine große Persönlichkeit“, sagt der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger. „Er hat die Konferenz immer mitgetragen.“ Ob der 81-Jährige auch im Februar 2018 wird kommen können, ist aber sehr fraglich, denn seit Mitte 2017 macht ihm eine schwere Krebserkrankung zu schaffen. Ein Hirntumor wurde entfernt, seither ist McCain in Behandlung. Mitte dieser Woche musste er wegen der Nebenwirkungen der Therapie ins Krankenhaus. Seine Prognose sei „sehr schlecht“, sagte er noch Ende September.

Unabhängig davon, ob McCain zur nächsten SiKo kommt oder nicht, wird er eine Hauptrolle spielen: Er soll den Ewald-von-Kleist-Preis erhalten, der – benannt nach dem Gründer der SiKo – Personen ehrt, „die sich in besonderer Weise für Frieden und Konfliktbewältigung eingesetzt haben“. Henry Kissinger gehört genauso zu den bisherigen Preisträgern wie Helmut Schmidt und Joachim Gauck.

Das alles soll nicht nach Nachruf klingen. Der Republikaner McCain, der 2008 als Präsidentschaftskandidat gegen Barack Obama antrat, arbeitet noch immer als Senator und mischt sich nach Kräften ein. Er gilt als schärfster innerparteilicher Kritiker von US-Präsident Donald Trump, aus ihrer Abneigung machen beide keinen Hehl. Während Trump McCain zum Beispiel die Anerkennung als Kriegsheld verweigert (er war fünfeinhalb Jahre in Vietnam in Gefangenschaft), wirft McCain Trump vor, sich vor dem Krieg gedrückt zu haben. Im Klartext: Schlimmer geht’s kaum.

Auch inhaltlich kann McCain mit der Trumpschen Polit-Polterei wenig anfangen. Die Gesundheitsreform, die Außenpolitik, die ständigen Schimpftiraden des Präsidenten auf die Presse – McCain hält das alles für gefährlichen Unsinn und äußert seine Bedenken sehr frei. Im Senat hat sein Wort einiges Gewicht.

„Ich wünsche mir, dass er im Februar hier sein kann“, sagt Wolfgang Ischinger. Die letzte Nachricht aus dem McCain-Büro klang ganz positiv. Sollte es nicht klappen, würde ein Delegations-Teilnehmer den Preis entgegennehmen. „Allerdings würde dann auf dem Gipfel eine entscheidende Stimme fehlen.“

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