Nicht weniger als 65 Journalisten sind im zu Ende gehenden Jahr weltweit in Ausübung ihres Berufes getötet worden, hunderte sitzen in Haft. Zahlen, die uns nicht kaltlassen dürfen. Denn nicht immer wurde diesen Menschen das Leben oder die Freiheit da genommen, wo sowieso Anarchie herrscht, in Kriegs- und Bürgerkriegsgebieten. Auch in „zivilisierten“ Ländern wird die Pressefreiheit mit Füßen getreten, auch in Europa gibt es Mächtige, die nicht einmal vor Mord an Medienleuten zurückschrecken, wie der Fall der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia zeigt.
Deutschland ist nicht Malta, keine Frage. Dennoch muss alarmieren, wie sehr die Berufsbezeichnung Journalist auch hierzulande inzwischen zum Schimpfwort geworden ist, wie leicht vielen ein Begriff wie „Lügenpresse“ über die Lippen geht. Gewiss gibt es schwarze Schafe, wie in jedem Beruf. Wer jedoch einen unabhängigen, Missstände aller Art anprangernden, angstfrei betriebenen Journalismus für entbehrlich hält, unterliegt einem fatalen Irrtum. Denn wo die Pressefreiheit stirbt, ist es mit der Freiheit generell über kurz oder lang auch nicht mehr weit her.
Rudolf Ogiermann
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