Am Sonntag sind sie wieder voll, die christlichen Kirchen. Vielleicht wird es nicht ganz so eng wie in den Vorjahren. Aber man sollte schon eine halbe Stunde vor Beginn der Christmette da sein, um noch einen Sitzplatz zu ergattern.
Auch wenn nach einer aktuellen Umfrage jeder zweite Christ Weihnachten nicht mehr in die Kirche geht, ist das Fest von der Geburt des Herrn noch immer das kirchliche Ereignis, das die meisten Fernstehenden anzieht. Und wenn es zunächst nur aus Sentimentalität ist, um bei „Stille Nacht, Heilige Nacht“ eine Träne zu verdrücken.
Deutschland ist (noch) ein Land mit christlicher Prägung. Noch sind 55 Prozent der Menschen Christen. 23,6 Millionen Katholiken, rund 22 Millionen Protestanten wurden 2016 gezählt. Aber die Zahl praktizierender Christen geht immer weiter zurück. Pfarrgemeinden werden zusammengelegt, im Westen der Republik die ersten Gotteshäuser umgewidmet. Obwohl beide großen Kirchen viel Energie und Geld darauf verwenden, auf allen möglichen digitalen Kanälen unterwegs zu sein, können sie den Auszug nicht stoppen.
Wenn jetzt an Weihnachten trotzdem viele auf Stippvisite in die Kirche – ob evangelisch oder katholisch – kommen, dann können Bischöfe, Bischöfinnen, Pfarrer und Pfarrerinnen ihnen ein Stück Heimat schenken. Wenn sie ein modernes Christentum anbieten können. Dabei kommt es auf jedes Wort an. Mit Textbausteinen und frommen Floskeln erreicht man Menschen, die der Institution skeptisch gegenüberstehen, heute nicht mehr. Glaubwürdig und verständlich müssen die Predigten sein. Sonst bleibt die Christmette der einzige Kirchenbesuch im Jahr. Vielleicht der letzte.
Die Botschaft Jesu – Frieden, Hoffnung, Nächstenliebe und Barmherzigkeit – ist brandaktuell. Sie muss aber so vermittelt werden, dass sie auch die Menschen heute entfacht. Dann kann Weihnachten ein echtes Fest werden.
Claudia Möllers
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