Seoul/Panmunjom – Trotz des Konflikts um das nordkoreanische Atomprogramm haben sich Süd- und Nordkorea auf weitreichende Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Beziehungen geeinigt. Nordkorea stimmte demnach zu, eine hohe Delegation und Sportler zu den Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang im Februar zu entsenden. Auch will das isolierte Land Militärgespräche über eine Entspannung wiederaufnehmen. Der Durchbruch erfolgte gestern im Grenzort Panmunjom bei den ersten offiziellen Gesprächen zwischen beiden Länden seit zwei Jahren.
In einer Drei-Punkte-Abschlusserklärung kündigten sie zudem ihre Absicht an, die hochrangigen Treffen fortzusetzen und den Austausch in verschiedenen Bereichen wiederzubeleben. Südkoreas Forderung, neue Treffen zwischen Familien zu organisieren, die durch den Korea-Krieg (1950-53) auseinandergerissen wurden, blieb dagegen unerwähnt. Südkoreas fünfköpfige Delegation wurde von Vereinigungsminister Cho Myoung Gyon angeführt.
Nordkoreas Delegationsleiter Ri Son Gwon habe zudem seinen großen Unmut über die Erwähnung des Wortes „Denuklearisierung“ geäußert, berichteten südkoreanische Sender. Die südkoreanische Seite hatte nach Angaben eines Sprechers betont, dass es neben Militärgesprächen auch nötig sei, einen Dialog über den Frieden einschließlich der Schaffung einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel aufzunehmen. Bei den Militärgesprächen soll es unter anderem um die Vermeidung von Zwischenfällen an der Grenze gehen.
„Süd- und Nordkorea respektieren frühere bilaterale Abkommen und einigen sich, alle Probleme in den Beziehungen durch Dialog und Verhandlungen zu lösen“, hieß es in der Erklärung. Bei den Olympischen Winterspielen vom 9. bis zum 25. Februar sowie den Paralympischen Winterspielen im März wolle man zusammenarbeiten, „um den Status Koreas zu erhöhen“. Bei Gesprächen auf Arbeitsebene sollten Details geklärt werden.
Nordkorea bot demnach an, neben Regierungsvertretern und Athleten auch „Mitglieder des Nationalen Olympischen Komitees, Künstler, eine Fangruppe, ein Taekwondo-Demonstrationsteam, Beobachter sowie Reporter zu schicken“. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte mitgeteilt, nach den politischen Gesprächen sehr schnell darüber beraten zu wollen, wie eine Teilnahme Nordkoreas an den Winterspielen konkret umgesetzt werden könne. Für die Spiele in Pyeongchang hatten sich nur die nordkoreanischen Eiskunstläufer Ryom Tae Ok und Kim Ju Sik qualifiziert, sich aber nicht fristgerecht angemeldet.
Die Gespräche in Panmunjom kamen nach den überraschenden Entspannungssignalen des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un zustande. Kim hatte am Neujahrstag die Entsendung einer Abordnung zu den Winterspielen in Aussicht gestellt. Er drohte jedoch zugleich den USA erneut, die Atomwaffen seines Landes könnten das gesamte US-Festland erreichen.
Neben China und Russland begrüßten auch die USA und die EU die positiven Gespräche. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sagte, sie hoffe, dass dies ein „Baustein für Frieden und Stabilität“ werde. Ziel sei aber weiter die völlige Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel. Das US-Außenministerium erklärte, Präsident Donald Trump und Südkoreas Staatschef Moon Jae-In hätten sich in einem Telefonat am 4. Januar darauf verständigt, die Strategie des maximalen Drucks auf Nordkorea beizubehalten.
Die Spannungen wegen des Atomstreits mit Nordkorea hatten sich nach zahlreichen Raketentests des Landes und dem bisher stärksten Atomversuch zugespitzt. Insbesondere der verbale Schlagabtausch zwischen US-Präsident Donald Trump und der Führung in Pjöngjang hatten Befürchtungen ausgelöst.
Dirk Godder