Ein Jahr US-Präsidentschaft

Trump first

von Redaktion

Zynischer hätte Donald Trump so kurz vor seinem einjährigen Amtsjubiläum kaum handeln können. Ausgerechnet der Präsident, dem wir das Unwort des Jahres 2017 „Alternative Fakten“ verdanken, vergibt Preise an amerikanische Medien für „fake news“. Natürlich hat dies wie so vieles, was der nach außen oft irrational wirkende Trump tut, Methode. Wer von sich ablenken will, braucht ein gutes Feindbild. Dass Trump mit seinem Krieg gegen die Medien auch eine wichtige Basis der demokratischen Auseinandersetzung unterminiert, schert ihn nicht. Um seinen Wahlkampf-Slogan „America first“ aufzugreifen: Für Donald Trump hat seit dem 20. Januar 2017 nur gegolten: „Trump first“.

Schockiert wie fasziniert hat auch Deutschland den Start dieses politischen Exoten verfolgt, der so ziemlich alles auf den Kopf stellte, was das Präsidentenamt in den USA bisher prägte. Trump taugt, das wurde schnell klar, weder als Brückenbauer in der Gesellschaft, Friedensstifter in Nahost noch als moralisches Vorbild für Amerikas Jugend. Aber verrückt, wie es manche Kritiker behaupten, ist er damit noch lange nicht. Abseits der Debatte um seinen Charakter und die weiter laufenden Russland-Ermittlungen gilt auch: Er hat tatsächlich Dinge voran gebracht, von der Steuerreform über Einreiseverbote für Muslime bis zur Abschaffung der Krankenversicherungspflicht. Das gefällt nicht allen, aber dem rechtskonservativen Kern im Land. Und das ist alles, was für den Jubilar im Weißen Haus zählt.

Friedemann Diederichs

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