Katalonien

Absurdes Theater

von Redaktion

Mit etwas Sarkasmus könnte man sagen: Die Sache bietet immerhin Stoff für einen spannenden Thriller. Um als katalanischer Regierungschef wiedergewählt zu werden, muss Carles Puigdemont nach Spanien kommen – aber unentdeckt, weil er sonst verhaftet würde. Spaniens Regierung will das verhindern und lässt selbst kleinste Landstraßen kontrollieren, damit der Separatist, wie Innenminister Zoido sagt, „nicht mal in einem Kofferraum“ einreisen kann. Kein Witz. Sondern ganz absurdes Theater.

Madrid fährt die krachend gescheiterte Konfrontationsstrategie des vergangenen Jahres also weiter – und spielt den Separatisten erneut in die Karten. Die Bühne für den nach Brüssel geflohenen Puigdemont ist nun wieder eröffnet, er wird sie zu nutzen wissen. Und da wir schon beim Thriller sind: So langsam drängt sich der Verdacht auf, dass Spaniens Ministerpräsident Rajoy die Krise gar nicht unrecht ist. Immerhin lenkt sie vom Korruptionsskandal ab, in dessen Zentrum seine regierende Volkspartei steht.

Einer Lösung kommen beide Seiten jedenfalls keinen Schritt näher. Und das größte Ärgernis ist, dass sich die EU weiterhin zurücklehnt, als ginge sie das alles nichts an. Wo sollen die tragischen Protagonisten denn bitte hintorkeln, so ganz ohne Hilfe? In eine weitere Neuwahl? In dem katalanischen Trauerspiel ist nichts mehr ausgeschlossen.

Marcus Mäckler

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