Vor dem Brenner-Gipfel

Tiroler Nadelstiche

von Redaktion

Wenn nicht ein Wunder geschieht, wird der heutige Brenner-Gipfel zum Lastwagenverkehr im Inntal vielleicht ein paar schöne Bilder produzieren und einige wohlfeile Absichtserklärungen – aber nichts Handfestes. Denn der Gipfel ist schlecht terminiert: In drei Wochen ist im Nachbarland Tirol Landtagswahl. Dass der unter Druck stehende Tiroler Landeshauptmann Günther Platter vor der Wahl die umstrittene Praxis der Lkw-Blockabfertigung stoppt, wird daher niemand erwarten. Zumal die Tiroler mit ihrer Politik wohldosierter Nadelstiche in der Sache Recht haben: Der Lkw-Verkehr auf der Transitroute über Tirol ist im vergangenen Jahr um acht Prozent angestiegen. Weit über zwei Millionen Lkw jährlich verpesten die Luft – und niemand hat bisher etwas dagegen getan.

Besonders einfallslos agierte übrigens der deutsche Interims-Bundesverkehrsminister Christian Schmidt, der auf den „freien Warenverkehr“ pochte. Ach ja? Dieser ließe sich übrigens auch auf der Bahn organisieren. Leider hat die deutsche Verkehrspolitik die Güterverlagerung auf die Bahn bisher kaum zu ihrem Thema gemacht, obwohl die Misere bekannt ist. Im Transitverkehr fehlen Verladestationen für Lkw, die Kosten sind zu hoch, die Züge neuerdings auch noch unpünktlich. Hoffentlich packt ein neuer Verkehrsminister diese Herausforderung an.

Dirk Walter

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