München – So also sehen zwei erleichterte Menschen aus. Katharina Schulze hat leicht gerötete Wangen, was vielleicht auch an der Februar-Kälte liegen mag. Aber vor allem ist sie einfach glücklich. „Wir Grüne sind ja nicht unbedingt bekannt für euphorische Ergebnisse“, sagt die 32-Jährige. Da sind 89,25 auch ohne Gegenkandidatin schon ein ziemliches Pfund. Ihre Erleichterung ist so groß, dass sie sich sogar zu einer kleinen Liebeserklärung hinreißen lässt. „Ich freue mich total, dass der Ludwig im Wahlkampf der Mann an meiner Seite ist.“
„Der Ludwig“ steht neben Schulze und blickt fast noch zufriedener drein. Ludwig Hartmann hatte anders als Schulze mit dem Parlamentarischen Geschäftsführer Thomas Gehring einen Gegenkandidaten für die Urwahl. Am Ende setzt sich der Fraktionsvorsitzende mit 65,87 zu 29,89 Prozent aber erstaunlich klar durch. Damit geht also das Duo, das seit dem Wechsel von Margarete Bause nach Berlin schon die Landtagsfraktion führt, auch als Spitzenduo in die Landtagswahl. Insider waren schon länger von dieser Konstellation ausgegangen.
Jetzt beginnt die Arbeit. Schulze kündigt einen „Haltungswahlkampf“ an. Die Grünen wollen sich nicht weiter an der CSU abarbeiten, sondern eigene Akzente setzen. Die in Herrsching geborene Schulze, die sich vor allem mit dem Bürgerentscheid gegen die dritte Startbahn in München einen Namen gemacht hat, will das Thema Innere Sicherheit besetzen, für das sie zuständig war, ehe sie zur Fraktionsvorsitzenden aufstieg. Sie gehe nicht nur auf Anti-Nazi-Demos (es gibt Fotos, die sie mit zwei ausgestreckten Mittelfingern zeigen), sondern spreche auch mit dem USK. „Ich habe da keinerlei Berührungsängste.“
Hartmann, der eigentlich aus Landsberg stammt, nun aber in München lebt, hat sich zuletzt vor allem mit dem Volksbegehren gegen den Flächenfraß einen Namen gemacht. Das Thema wird im Wahlkampf wichtig sein, weil zwei Münchner in ländlichen Regionen im Wahlkampf Argwohn wecken könnten. Deshalb betont Hartmann am Dienstag nach seinem Urwahlsieg auch gleich Themen wie Landwirtschaft oder die Chancengleichheit im ländlichen Raum. Die Grünen wollen nicht nur ein besseres ÖPNV-Angebot auch in kleineren Städten, sondern auch einen Glaserfaseranschluss für jeden Haushalt.
Es wird ein Spagat werden, vor allem für Hartmann, denn er muss sich nebenbei auch sehr um den Münchner Osten kümmern. Denn im neu geschaffenen Stimmkreis rund ums Maximilianeum hat der 39-Jährige sogar Chancen, das erste grüne Direktmandat in Bayern zu holen. Dort gibt es zwar ÖPNV und Glasfaser – dafür sind die Mieten unerschwinglich. Mike Schier