Aktien-Blitzcrash sorgt für Nervosität

Ruhig Blut, Kanzlerin!

von Redaktion

Die weltweiten Börsenturbulenzen machen nicht nur die Anleger nervös. Auch die Kanzlerin nutzt dankbar die Gelegenheit, ihren störrischen Koalitionspartner in spe auf dessen Verantwortung „in unruhigen Zeiten“ hinzuweisen. Als ob gerade die SPD mit ihrem Umverteilungsprogramm die Nerven der Börsianer beruhigen könnte.

Ruhig Blut. Noch muss Angela Merkel nicht die Fassung verlieren – und die Investoren noch verrückter machen, als sie ohnehin schon sind. Richtig ist: In nur zwei Wochen hat der deutsche Aktienindex Dax zehn Prozent – und damit alle seit Mai 2017 verzeichneten Kursgewinne – abgegeben. Einen veritablen Crash erlebte am späten Montagabend der Dow Jones, der binnen zweier Handelsstunden fast 2000 Punkte oder 8 Prozent in die Tiefe stürzte. Bis jetzt ist das alles allerdings nicht mehr als eine gesunde Reaktion auf die vorangegangenen fulminanten Kurssteigerungen, die zuletzt alle Zeichen einer Überhitzung aufwiesen.

Nach neun Jahren Rallye dürfen Aktienkurse auch mal wieder fallen. Sie tun das heftiger als sonst üblich, weil viele Anleger auf dicken Gewinnen sitzen und geneigt sind, einen Teil davon einzusacken. Die jüngsten Tumulte müssen deshalb noch nicht das Ende der Aufwärtsbewegung bedeuten, zumal das konjunkturelle Umfeld intakt ist und die Unternehmensgewinne klettern. Unbestreitbar ist aber auch, dass sportliche Aktienbewertungen (vor allem in den USA) und steigende Zinsen nicht gut zusammenpassen. Da kann es nicht schaden, als Investor eine etwas defensivere Haltung einzunehmen. Noch überwiegt die Chance, dass die Aktienkurse das Ende ihrer Aufwärtsbewegung noch nicht erreicht haben, besonders in Deutschland, das einen Großteil der Rallye verpasst hat. Gipfelbildungen an den Börsen dauern meist Monate. Sollte doch ein größerer Abschwung bevorstehen, dann dürfte es noch bessere Ausstiegsgelegenheiten geben, als jetzt panikartig alles zu verkaufen. Panik ist kein guter Ratgeber. Gier freilich auch nicht.

Georg Anastasiadis

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