Pfiat di, Bairisch? Als die Unesco 2009 Bairisch erstmals auf einer Liste bedrohter Mundarten aufführte, war der Jammer groß. Unser Dialekt vom Aussterben bedroht – wie konnte das passieren? Nun, Bayern ist kein isoliertes Biotop. Aber trotz der Globalisierung ist die schleichende Veränderung von Sprache kein unvermeidlicher Kollateralschaden. Denn Globalisierung bewirkt im Umkehrschwung auch Rückbesinnung auf Heimat – besser: Hoamat. Man sieht das ja auch an anderen Beispielen – wir sorgen uns um die Entkernung der Dörfer, die Beschädigung des Landschaftsbilds (Stichwort Flächenfraß), den Verlust von Vertrautheit. Sprache ist in dieser Bedrohungslage ein herausragendes Mittel der Identitätsstiftung. Bairisch hätte also sehr wohl Aussichten im Überlebenskampf. Es gibt aber leider viele Bremser.
Schon wahr: Staat und Regierung können Sprache nicht verordnen. Aber sie könnten den Dialekt fördern. Eine Boarisch- oder Bairisch-Einheit im Fach Deutsch aller Jahrgangsstufen und Schularten zum Beispiel ist eine Dauerforderung vieler Dialektvereine, ohne dass da bisher Taten gefolgt wären. Aber nicht nur die Schule ist gefordert, auch viele andere Stellen. Warum um alles in der Welt nur wird in einer Stellenanzeige die „dialektfreie“ Aussprache zur Bedingung gemacht – formuliert ausgerechnet aus dem so genannten Heimatministerium? Heiligs Blechle, möchte man da (damit auch er’s versteht) dem Franken Söder zurufen. Wie konnte das passieren? Mal wird ein Hausmeister für seinen Dialekt gerüffelt, mal ein Schüler drangsaliert, mal der S-Bahn-Fahrer für sein Süddeutsch belächelt. So bricht sich die Diskriminierung unserer Sprache schleichend Bahn. Ein Jammer.
Dirk Walter
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