Wehklagen gehört zum Wesenskern des Wehrbeauftragten. Sein Job ist nicht, die Bundeswehr schönzureden, sondern auf Mängel, auch im Kleinen, hinzuweisen. Doch selbst unter dieser Prämisse ist der neue Zustandsbericht des Wehrbeauftragten dramatisch. Zehntausende Dienstposten unbesetzt, die wichtigsten Waffensysteme in der Mehrzahl defekt oder verrostet, selbst einfachste Ausrüstungsgegenstände wie Zelte und Schutzwesten fehlen – was für ein vernichtendes Zeugnis im fünften Jahr unter Ursula von der Leyen.
Die CDU-Ministerin war angetreten, um vieles neu und besser zu machen. Sie verzettelte sich von Anfang an im Klein-Klein. Es wäre wirklich schön, wenn die Bundeswehr ein moderner Arbeitgeber mit guter Kinderbetreuung wäre, ergänzend muslimische Seelsorger hätte und nebenbei der größte Ausbilder syrischer Flüchtlinge im Handwerken würde (was, nebenbei erwähnt, alles nicht geklappt hat). Weitaus schöner wäre allerdings, wenn ein Verteidigungsminister die Truppe in der Lage versetzen könnte, ihrem Auftrag nachzukommen, Deutschland im In- und Ausland zu dienen und zu schützen. Die Weltlage verlangt nicht nach Nebensächlichkeiten.
Wer auch immer das Ressort künftig führt, notfalls auch von der Leyen, muss aus der Flecktarn-Resterampe eine moderne Einsatzarmee machen wollen. Da geht es nicht nur um Material. Die Bundeswehr fährt in vielen Ländern Mini- und Mikro-Einsätze, bunkert sich in manch größeren Missionen aber nur noch zur Selbstverteidigung ein. Wo ist da der Nutzen? Die Truppe braucht nicht nur frisches Geld, sondern auch frischere Konzepte.
Christian Deutschländer
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