Die SPD lockt derzeit keinen Hund mehr hinterm Ofen vor, geschweige denn in die Partei hinein. Dass ein Parteisprecher jetzt schon Presse-Dementis dieses Wortlauts („es ist kein Hund in die SPD eingetreten“) verfassen muss, sagt viel über die jammervolle Lage der Genossen – aber leider auch über den völlig enthemmten Umgang mancher Medien mit der einst stolzen Arbeiterpartei. Dieselbe Zeitung, die sich den Schabernack mit dem angeblichen vierbeinigen Neu-Parteimitglied leistete, hatte Tage zuvor ungeprüft den (von einem Satiremagazin erfundenen) Vorwurf transportiert, die „NoGroKo“-Bewegung um den Juso-Chef Kühnert bediene sich der Hilfe russischer Internet-Trolle. Mit solchen Kampagnen schadet man, das war wohl die Absicht, der SPD, aber man beschädigt ebenso das Ansehen der seriösen Medien und letztlich unserer Demokratie.
Auch wenn die Spitze der SPD leider zu viele Fehler begangen hat, darf sie ein Mindestmaß an Respekt erwarten. Das gilt erst recht für die über 460 000 Mitglieder, die in diesen Tagen nicht nur über die Große Koalition abstimmen, sondern wohl auch über das Schicksal der eigenen Partei. Sie tun das mit der Ernsthaftigkeit und auch Würde, die in schwierigen Momenten Deutschlands traditionsreichste Partei stets ausgezeichnet hat. Das immerhin unterscheidet die alte Tante SPD von manchen alten und neuen Konkurrenten, die gerade kübelweise Häme über sie ausschütten.
Georg Anastasiadis
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