Aus deutscher Sicht mutet es unvorstellbar an: Lehrer, die im Unterricht eine Waffe tragen, um sich und die Schüler im Notfall gegen einen Amokschützen verteidigen zu können. Doch in den USA ist dies längst in geschätzten 23 000 Schulen Realität – und Präsident Donald Trump will nun die gesetzlichen Grundlagen dafür prüfen lassen, künftig jedem Pädagogen die Möglichkeit zur Bewaffnung zu geben.
Erfahrungen dazu, ob eine solche Maßnahme Amokläufer stoppen kann, gibt es nicht. Und ob ein unter maximalem Stress stehender Lehrer in einer Notsituation tatsächlich – wie ein Polizist – einen zu allem entschlossenen Täter stoppen könnte, steht auf einem ganz anderen Blatt. Abgesehen von diesen Detailfragen ist der Vorstoß des Weißen Hauses nichts anderes als eine eindeutige Unterstützung der mächtigen Waffenlobby, deren Mantra lautet: Nur gute Menschen mit Waffen können schlechte Menschen mit Schießprügeln stoppen. Diese eindimensionale Auffassung ignoriert andere, bisher sträflich vernachlässigte Optionen: zum Beispiel konsequente Kaufverbote für psychisch labile Bürger – oder deren Entwaffnung, falls sie bereits Waffen besitzen.
Trumps Vorschlag ist nichts anderes als die vollständige Kapitulation einer Gesellschaft vor dem Waffenwahn, der die USA so deutlich von europäischen Nationen – wo Massaker wie in Florida eine Rarität sind – unterscheidet.
Friedemann Diederichs
Sie erreichen den Autor unter
Politik@ovb.net