Merkel und ihr nächstes Kabinett

Aufbruch in Sicht

von Redaktion

Vielleicht war es politische Zauberkunst, wahrscheinlich aber die Arbeit sehr wohlwollender Kommentatoren, dass Angela Merkels Generals-Entscheidung für Annegret Kramp-Karrenbauer als großartiger Aufbruch präsentiert werden konnte. Nicht dass die Personalie schlecht wäre – aber statt eines Aufbruchs stellt der Wechsel der unauffälligen 55-Jährigen bestenfalls eine große Überraschung dar. War das alles? Merkel wird, wenn sie in ihrer letzten Amtszeit nicht Tag für Tag die Erosion ihrer Macht erleben will, ihre Mannschaft in Partei und vor allem Regierung komplett erneuern müssen. Sie muss ihr Bundeskabinett fantasievoll besetzen. Ganz neu, bitte, nicht mit gnädigem Umherschieben Altgedienter von einem ins nächste Ministerium.

Manches spricht dafür, dass diese Erkenntnis das Kanzleramt erreicht hat – etwa die Härte, mit der Merkel den in der Flüchtlingskrise überforderten Innenminister de Maizière vor die Türe setzte. Oder die Berichte, dass Verteidigungsministerin von der Leyen doch ihren Posten räumen muss, wofür es zuhauf sachliche Gründe gäbe. Ein starker, für das Thema statt für Hochglanzfotos brennender Verteidigungsminister, ein ideenreicher Wirtschaftsminister und dazu mehrere jüngere Männer und Frauen im Kabinett – das wäre ein Aufbruch, den man, ob Merkel-Skeptiker oder nicht, anerkennen müsste.

Christian Deutschländer

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