München/Berlin – Es hat schon entspanntere Wochenenden gegeben für Minister und diejenigen, die es gerne werden möchten. Am Sonntag will Angela Merkel die Auswahl ihrer CDU-Kabinettsmitglieder für eine Neuauflage der GroKo bekannt geben, seit Tagen soll die CDU-Chefin dafür hinter den Kulissen Gespräche führen. Entsprechend heftig brodelt die Gerüchteküche in Berlin. Es kursiert sogar eine neue Kabinettsliste mit einigen Überraschungen.
Glaubt man Quellen aus der Union, könnte es für Ursula von der Leyen doch noch eng werden. Die Verteidigungsministerin galt für eine weitere Amtszeit eigentlich als gesetzt. Weder unter den Soldaten noch in der Partei genieße sie aber wegen ihrer Bundeswehr-Kritik und den Problemen bei der Einsatzbereitschaft Rückhalt, heißt es laut n-tv von einem CDU-Abgeordneten. Von der Leyen könnte stattdessen EU-Kommissarin werden – und das Verteidigungsressort der bisherige Gesundheitsminister Hermann Gröhe oder Finanz-Staatssekretär Jens Spahn übernehmen. Spekuliert wurde auch über eine Ernennung von der Leyens zur Nato-Generalsekretärin.
Wie stichhaltig die Infos sind, ist schwer zu sagen. Laut dpa bleibt von der Leyen im Amt, Gröhe würde gern das Gesundheitsressort weiterführen. Und Spahn, ein Wunschkandidat vieler Konservativer, ist als Merkels prominenter Kritiker kein Favorit auf ein Schlüsselministerium. Eher denkbar, dass er ein nachrangiges Haus wie Bildung oder Landwirtschaft erhält – oder Gesundheit, sollte Gröhe doch zur Verteidigung wechseln.
Als weitere CDU-Minister werden Peter Altmaier für Wirtschaft/Energie, Julia Klöckner für Ernährung/Landwirtschaft und Helge Braun als Kanzleramtschef gehandelt. Braun kümmerte sich dort zuletzt als Staatsminister um Digitalisierung. Wegen seiner besonne Art soll er auch bei der SPD geschätzt sein.
Einen Tag nach Merkels Minister-Vorschlag treffen sich die 1001 Delegierten der CDU zum Parteitag. Die Stimmung dort hängt von Merkel ab. In einem Antrag will die Mittelstandsvereinigung eine harte Linie in der Europapolitik fordern. „Jede Vergemeinschaftung von Schulden und Haftungsrisiken“ müsse verhindert werden, zitiert das „Handelsblatt“. Sonst bestehe die Gefahr eines Kurswechsels nach der SPD-Übernahme des Finanzministeriums. Zudem plant die CDU-Spitze die Arbeit an einem neuen Grundsatzprogramm, wie Werte der sozialen Marktwirtschaft mit der Dynamik durch Globalisierung und Digitalisierung verbunden werden können.
Die künftige Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer kündigt derweil an, bei Bedarf Konflikte mit Merkel auszufechten. Die Partei müsse wieder „eine größere Rolle spielen“, sagte sie dem „Spiegel“. Einen Rechtsruck der CDU lehnt Kramp-Karrenbauer wie Merkel aber ab. dpa/dor