Trumps Wirtschaftsberater wirft hin

Chaos? Welches Chaos?

von Redaktion

Mit dem Rücktritt seines Chef-Wirtschaftsberaters Gary Cohn verliert US-Präsident Donald Trump einen der letzten Experten in seinem Team, der – anders als Tochter-Beraterin Ivanka und deren politisch ahnungsloser Ehemann Jared Kushner – tatsächlich über Sachverstand für seine Arbeit verfügte.

Bis zuletzt hatte Cohn Berichten zufolge erbittert gegen die beabsichtigten Strafzölle gekämpft, die Trump noch diese Woche offiziell verhängen will. Dass der US-Präsident gleichzeitig versichert, dass Handelskriege nicht so schlimm seien und Berichte über das unübersehbare Chaos im Weißen Haus zurückweist, zeigt erneut einen bestürzenden Realitätsverlust und die Unfähigkeit Trumps, die Folgen seines Handelns einzuschätzen.

Gleichzeitig ist das Ausscheiden von Cohn auch eine Niederlage für jene US-Republikaner, die Trump immer wieder dazu gedrängt haben, das Verhältnis zu wichtigen Verbündeten wie Deutschland nicht durch die umstrittenen Strafzölle zu beschädigen. Für die Zukunft verheißt die Cohn-Personalie jedenfalls nichts Gutes. Der US-Präsident dürfte nun noch ungebremster seinen Instinkten und seiner „America First“-Philosophie folgen – aber dabei Mahnungen über mögliche Nebenwirkungen vom Tisch wischen.

Und Berichten zufolge wackeln nun auch die Stühle von Sicherheitsberater H. R. McMaster und von Stabschef John Kelly, der seit Monaten versucht, Ordnung in die Regierungszentrale zu bringen. Trumps Aussage vom Dienstag, er liebe „Konflikte“ und schaue bei diesen gerne zu, dürfte auch für Kelly – er verweigerte zuletzt Trumps Schwiegersohn die höchste Sicherheitsstufe – ein ominöses Vorzeichen gewesen sein.

Friedemann Diederichs

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