München/Berlin – Die vor dem Berliner Halbmarathon festgenommenen mutmaßlichen Islamisten sind wieder frei. Es wurde kein Haftantrag gestellt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Bei den Durchsuchungen am Sonntag sei nichts Verdächtiges gefunden worden – weder Waffen noch Sprengstoff. Die Männer seien durch verdächtiges Verhalten aufgefallen, einen Tatverdacht gebe es aber nicht.
Ein Terroranschlag auf den Halbmarathon war den Erkenntnissen zufolge nicht geplant. „Die Entscheidung von gestern war absolut richtig“, sagte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD). „Im Zweifel geht es um die Sicherheit der Bürger dieser Stadt und ihrer Gäste.“ Laut seinem Sprecher gab es Hinweise, die zu einem Anfangsverdacht zur Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat geführt hätten. „Und dann muss man abwägen: Greift man zu oder nicht?“ Ob die Hinweise aus dem Umfeld der Verdächtigen kamen, von der Polizei oder Geheimdiensten und abgehörten Telefonaten oder Chats, blieb offen.
Sechs Verdächtige im Alter von 18 bis 21 Jahren waren festgenommen worden, die Polizei durchsuchte mehrere Wohnungen sowie zwei Fahrzeuge in den Berliner Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf und Neukölln. Unter den Festgenommenen ist laut Ermittlerkreisen mindestens ein Gefährder, dem die Behörden einen Terroranschlag zutrauen. Nach „Tagesspiegel“-Infos wurde der Mann seit zwei Wochen dauerhaft observiert. Zwei Verdächtige sollen Bezug zum Weihnachtsmarkt-Attentäter Anis Amri gehabt haben, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Amri hatte im Dezember 2016 zwölf Personen in Berlin getötet.
Für den Polizeieinsatz in Berlin gab es auch in der Bundespolitik Zustimmung. Es müsse jederzeit mit einem Anschlag gerechnet werden, warnte etwa Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) in München. Daher müssten die Sicherheitsbehörden aufmerksam sein und schnell agieren. „Wir haben eine sehr angespannte Sicherheitslage in der Bundesrepublik“, sagte Seehofer. dor/dpa