Es soll ein fulminanter Auftakt werden. Ein Paukenschlag, mit dem eine neue Zeitrechnung für Bayern beginnt. Markus Söder hat um seine heutige Regierungserklärung ein großes Geheimnis gemacht. Selbst dem Führungszirkel der CSU gewährte der Ministerpräsident nur punktuellen Einblick in seine Überlegungen, damit der Überraschungseffekt nicht durch Indiskretionen verpufft.
Söder weiß, dass seine Karriere entscheidend von diesen ersten Monaten im Amt abhängt. In der Partei witzeln sie schon, es müsse mehrere Söders geben, weil der neue Ministerpräsident derzeit überall im Freistaat quasi gleichzeitig auftaucht. Zugleich räumt er generalstabsmäßig heikle Themen ab, die der CSU Stimmen kosten könnten. Und nach allem, was bislang bekannt ist, dürfte er heute den bayerischen Haushalt plündern, um noch vor der Wahl im großen Stil Milliarden zu investieren. Auch wenn er das Ziel nie aussprechen würde: Gelänge Söder im Herbst doch noch eine absolute Mehrheit, wäre er in seiner Partei auf Jahre unangefochten.
Bislang reagiert die CSU begeistert über so viel Elan und Führungsstärke, Söders Kritiker sind verstummt. Und doch birgt der neue Führungsstil, der an die späte Stoiber-Phase erinnert, ein Risiko. Auf Dauer verstehen sich Minister nicht als Befehlsempfänger, die per Regierungserklärung Anweisungen erhalten. Sollte am 14. Oktober der Erfolg ausbleiben, werden sie sich daran erinnern.
Mike Schier
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