Gegenkandidatin Lange: „Ich trete an, um zu gewinnen.“

von Redaktion

Mit ihrer Bewerbung für den Bundesvorsitz der SPD hat sich die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange schlagartig ins Rampenlicht befördert. Vorher selbst in Schleswig-Holstein eher unbekannt, ist die frühere Kriminalpolizistin inzwischen bundesweit im Gespräch. Am Sonntag kandidiert die 41-Jährige gegen Andrea Nahles: „Ich trete an, um zu gewinnen.“

Dass sie von keinem einzigen Landesverband der SPD unterstützt wird, ficht die bekennende Kritikerin der Großen Koalition mit der Union nicht an. In den Parteistrukturen herrsche nach dem Ja zum Bündnis mit CDU und CSU bei einer Mitgliederbefragung „eine gewisse Sprachlosigkeit“, erläutert sie im Interview mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Sie dagegen werde der SPD „Glaubwürdigkeit zurückgeben“. Bundestagsfraktionschefin Nahles auch noch zur Bundesvorsitzenden zu wählen, sei falsch.

Ihre Kandidatur kündigte Lange im Februar an, während der Wirren nach dem Abgang des glücklosen Vorsitzenden Martin Schulz.

Auch andere Lokalpolitiker kündigten damals ihre Kandidatur an, aber nur die 1976 in Thüringen geborene Mutter von zwei Kindern zog das Manöver durch. Nun profiliert sie sich mit einem betont linken Programm, favorisiert unter anderem auch eine umfassende Reform der Sozialgesetzgebung um Hartz IV und die Einführung eines Grundeinkommens. So steht es in dem von ihr entworfenen „Erneuerungsplan“ für die Sozialdemokratie.

„Die Agenda 2010 hat Armut produziert“, sagt Lange – wohl wissend, dass die gleichnamigen Reformen in der Regierungszeit von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) für viele in der Partei bis heute als epochaler Sündenfall gelten. Der Staat müsse Anreize setzen, statt zu sanktionieren. Das müsse das Programm der SPD sein.

Das Flensburger Rathaus führt Lange seit Januar 2017, einige Monate davor gewann sie als gemeinsame Kandidatin von SPD, CDU und Grünen die Bürgermeisterwahl der 94 000-Einwohner-Stadt mit absoluter Mehrheit. Die Stadt an der dänischen Grenze ist schon seit vielen Jahren der Lebensmittelpunkt der in Rudolstadt geborenen Lange, die 1995 nach der Schule für ein Studium an der Verwaltungsschule im Fachbereich Polizei nach Schleswig-Holstein zog. Vor ihrem Wechsel in den Kieler Landtag arbeitete sie 13 Jahre lang als Kriminalpolizistin.

Bereits vor der Ankündigung ihrer Kandidatur gab es Hinweise, dass Lange ihre politische Laufbahn eventuell nicht in Flensburg beenden will. In der Nord-SPD gilt sie als eine aufstrebende Kraft, die sich gern als Nachfolgerin für SPD-Landeschef Ralf Stegner in Stellung bringen möchte. Für Kritiker ist die Kandidatur gegen Nahles nur ein taktisches Spiel vor diesem Hintergrund.

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