New Yorker Ex-Bürgermeister Giuliani

„Held von New York“ soll Trump retten

von Redaktion

von Friedemann Diederichs

Washington – Rudolph „Rudy“ Giuliani ist den meisten US-Bürgern ein Begriff. Unvergessen die Bilder, die den damaligen Bürgermeister von New York kurz nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 auf dem Weg durch „Lower Manhattan“ und die Gegend um „Ground Zero“ zeigen. Giuliani trägt, wie die meisten seiner Begleiter, eine Staubmaske, dann spricht er den New Yorkern Mut zu. Einige sprachen später sogar vom „Held von New York“.

Seit Donnerstag steht der 73-jährige erprobte Krisenmanager vor einer weiteren enormen Herausforderung: US-Präsident Donald Trump hat für sein Anwalts-Team verpflichtet. Die Aufgabe: Giuliani soll binnen zwei Wochen Sonderermittler Robert Mueller dazu bewegen, die Russland-Ermittlungen gegen Trump abzuschließen. Er wolle dies „zum Wohle des Landes“ erreichen, sagte Giuliani.

Mueller wurde vom Justizministerium mit der Prüfung beauftragt, ob das Trump-Team im Wahlkampf 2016 mit Moskau kooperierte, um Hillary Clinton zu schaden. Ebenso steht die Antwort auf die Frage an, ob Trump die Ermittlungen bewusst behindert hat – etwa durch die Entlassung von FBI-Direktor James Comey, der dem Präsidenten bei der Beseitigung der Russland-Thematik nicht helfen wollte. Die ganze Sache wurde durch den Umstand noch heikler, dass die Justiz kürzlich Haus, Hotelzimmer und Büro von Trumps Leibanwalt Michael Cohen durchsuchen ließ und nun wohl eine Anklage gegen Cohen wegen privater Geschäfte erfolgen wird.

In Washington wird nun spekuliert, ob sich Cohen durch das Angebot einer niedrigen Strafe als Kronzeuge gegen Trump gewinnen lässt – und etwa über ein vermutetes, aber nie bewiesenes Treffen mit Vertretern Russlands in Prag plaudert. Auch diesem Vorhaben soll Giuliani, von 1994 bis Ende 2001 Bürgermeister von New York, einen Riegel vorschieben.

Ein Umstand, der Trump auf Giuliani möglicherweise aufmerksam gemacht hat: Der Ex-Bürgermeister kennt Sonderermittler Mueller privat. Der frühere FBI-Chef war eine Zeit lang Bundesstaatsanwalt für den Süd-Distrikt New Yorks. Für Giuliani spricht zudem, dass er treuer Trump-Fan ist. Da Trump manchmal nicht auf seine Anwälte hört, fiel es ihm zuletzt schwerer, renommierte Juristen für sein Team zu finden.

Eine Frage, die nun zu klären ist: Soll sich Trump einem Gespräch mit dem Sonderermittler und dessen gewieften Mitarbeitern stellen? Der US-Präsident hat sich bisher zögerlich-wankelmütig gezeigt. Außenstehende Juristen raten fast übereinstimmend von einer Anhörung unter Eid ab. Sie glauben, dass der Präsident schlimmstenfalls in eine „Meineid-Falle“ hineinläuft, weil er nicht weiß, welche Fakten Mueller gegen ihn und sein Team in der Hand hat – und weil er gerne unüberlegt redet. Ein Meineid würde den Ruf der Demokraten im Kongress nach einem Amtsenthebungsverfahren beschleunigen – und Trump näher an den politischen Gau bringen.

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