Zur ersehnten absoluten Mehrheit ist es, das zeigt die neue Wahlumfrage des BR, für die CSU und Markus Söder noch ein weiter Weg. Unerreichbar aber ist das Ziel nicht. Und es ist auch nicht ausgemacht, dass der mit voller Wucht entbrannte Kulturkampf ums Kreuz der Staatspartei so nachhaltig schadet, wie manche Kommentatoren glauben. Im volksfrommen Bayern gehen die Uhren anders als im übrigen Deutschland.
Man darf davon ausgehen, dass auch Söder selbst unangenehm überrascht ist von der Vehemenz der – von ihm selbst ausgelösten – Debatte, die inzwischen jedes andere Wahlkampfthema überlagert. Das zeigt: Unser Land befindet sich zwischen Flüchtlingswelle und Islam-Angst in einer Art Kulturstress, der den Blutdruck vieler auf ungesunde Weise ansteigen lässt. Schon richtig: Söders mit einigem inszenatorischen Aufwand propagierte Kreuzpflicht war unredlich, da auf Provokation aus. Darauf aber seinerseits mit einer Schärfe zu reagieren, die nun wieder ein anderer Teil der Bevölkerung als provozierend empfindet, war auch vom Münchner Kardinal Marx nicht sehr klug. Neben Söder steht jetzt plötzlich der Kardinal im öffentlichen Meinungssturm.
So unerbittlich wird der Streit geführt, dass Zwischentöne bereits ins Religionsfeindliche abkippen. Schön wäre ein gelassenerer Umgang mit unserem religiösen und kulturellen Erbe. Wenn das Kreuz tatsächlich das Symbol der Ausgrenzung Andersgläubiger wäre und wenn der deutsche Staat und die christlichen Kirchen kein besonderes Verhältnis zueinander hätten, wie manche behaupten, dürfte man ja nicht nur keine neuen Kreuze aufhängen, sondern müsste alle noch in den Amtsstuben hängenden Kruzifixe abnehmen. Zu Ende gedacht, müsste der säkulare Staat dann auch das Konkordat kündigen, das auch muslimische, jüdische und nichtgläubige Steuerzahler verpflichtet, Bischöfe aus der Staatskasse mit zu bezahlen. Bei einem solchen Streit wird am Ende keiner der Gewinner sein. CSU und Kirchen sollten ihren giftigen Disput rasch beilegen, bevor der Schaden noch größer wird.
Georg Anastasiadis
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