Es war keine berauschende Meisterfeier, die der FC Bayern am Samstag mehr pflichtschuldig als amüsiert absolvierte, doch so richtig vorwerfen kann man das den verwöhnten Stars kaum: Wenn seit Wochen feststeht, dass man die Schale bekommt, wären emotionale Explosionen und Ekstase merkwürdig. Und dennoch beherbergt alles eine zweite, tiefere Dimension. Dass sich der FC Bayern nicht mehr über eine Meisterschaft freuen kann, ist ja nicht das Problem. Sondern, dass er sich dafür nun bereits seit sechs Jahren nicht mehr anstrengen muss.
Es ist etwas faul im Weltmeisterland. Zum Ausklang der 55. Bundesligasaison fällt es schwer, die traditionelle Elf der Besten aufzustellen – zumindest, wenn man prägende Figuren fern der Münchner Stadtgrenzen sucht. Stars sind in der Bundesliga Spurenelemente geworden, und sobald sich einer hervortut, stürzt sich die internationale Konkurrenz darauf, dank millionenschwerer Mäzene gestützt von einer kolossalen Kaufkraft.
Der FC Bayern trotzt der Entwicklung – doch auch hier schwingt mit: Wie lange noch? Diese sechste Meisterschaft in Serie war einer der letzten Seufzer dieser verdienstvollen Veteranen. Bayerns Umbruch ist im Gange, womöglich bietet er eine Chance für die Konkurrenz, aufzuschließen. Ohne langfristige Konzepte aber wäre das bloß eine blendende Momentaufnahme. Es muss mehr passieren, um wieder rauschende Feste zu feiern.
Andreas Werner
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