Wahlsieger im Irak

Hoffnungsvolles Signal

von Redaktion

Auf den ersten Blick scheint diese Wahl nicht sehr erfreulich, aber es ist gut möglich, dass der erste Blick trügt. Zwar haben die Iraker die Bewegung eines ehemals radikalen Predigers zum Sieger gemacht. Aber nach einer recht erstaunlichen Wandlung vom Saulus zum Paulus scheint sich Muktada al-Sadrs Radikalität nur noch gegen die korrupte Polit-Kaste im Land zu richten. Der Geistliche hat mit einem Anti-Korruptions-Wahlkampf gewonnen. Sollte er seine Versprechen wahr machen und etwa das verhasste Proporzsystem abschaffen, nach dem Regierungsämter vergeben werden, wäre das ein hoffnungsvolles Signal.

Genauso wichtig ist die klare Positionierung gegenüber dem Iran, für dessen Regionalmachtpläne sich al-Sadr, obwohl selbst Schiit, nicht einspannen lassen will. Den Mullahs in Teheran wird das keinesfalls gefallen. Für die Region könnte ein selbstbewusster Irak allerdings stabilisierend sein – zumal al-Sadr ja auch sehr offensiv den Kontakt zum sunnitischen Saudi-Arabien sucht. Manche können sich ihn selbst als Vermittler zwischen den verfeindeten Scheichs in Riad und Teheran vorstellen.

Das alles steht unter Vorbehalt. Denn die Regierungsbildung wird sich bis in den Sommer hinziehen. Ob al-Sadr ein stabiles Bündnis hinbekommt, steht in den Sternen. Es wäre dem Irak zu wünschen.

Marcus Mäckler

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