Berlin – Nach seinen heiklen Äußerungen zur parteipolitischen Lage in Europa steht US-Botschafter Richard Grenell in der Kritik. Die Bundesregierung verlangt nun Aufklärung darüber, wie seine Aussagen zu verstehen seien.
In einem Gespräch mit „Breitbart News“ hatte der Diplomat gesagt, er wolle Konservative in ganz Europa stärken. „Ich glaube, es etabliert sich gerade eine breite konservative Bewegung, weil linke Politikansätze gescheitert sind“, sagte er. Es gebe massiven Zuspruch für konservative Migrationspolitik, Steuersenkungen und Bürokratieabbau. Zudem lobte Grenell den österreichischen Kanzler: „Sebastian Kurz ist ein Rockstar. Ich bin ein großer Fan.“
Am 13. Juni soll es zu einem Treffen zwischen Grenell und Kurz kommen, wie ein Regierungssprecher in Wien bestätigte. Geplant sei ein Mittagessen in der US-Residenz. Der österreichische Kanzler ist eigentlich für Gespräche mit Kanzlerin Angela Merkel in der Hauptstadt. Ein Treffen mit einem nach Deutschland entsandten Diplomaten am Rande einer solchen Reise ist äußerst ungewöhnlich.
Nicht minder ungewöhnlich sind Grenells Stellungnahmen zur Parteipolitik in Europa. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, Grenell werde bei seinem Antrittsbesuch am Donnerstag Gelegenheit haben, sich dazu zu äußern. US-Senator Chris Murphy schrieb auf Twitter: „Dieses Interview ist furchtbar – es gehört nicht zu den Aufgaben eines Botschafters, Parteien in Übersee zu stärken.“ Der belgische EU-Abgeordnete Guy Verhofstadt nutzte gar den Hashtag #GrenellRaus. Laurenz Gehrke