Als Ende Mai die neuen EU-Datenschutzregeln in Kraft traten, herrschte viel Aufregung. Ein Bürokratiemonster habe Brüssel geschaffen, die Vorgaben seien wirr, es herrsche mehr Unsicherheit als Sicherheit. In vielen Fällen war die Kritik berechtigt. Kleine Firmen und Vereine wurden bei der Umsetzung im Stich gelassen, es herrschte ein Informations-Chaos. Richtig ist aber auch: Den Datenschutz EU-weit zu regeln, war dringend nötig. Allmählich zeigen sich die positiven Auswirkungen. Gestern hat der Autozulieferer Continental seinen Beschäftigten verboten, auf Diensthandys Dienste wie WhatsApp und Snapchat zu nutzen. Der Grund: Die Dienste greifen auf das Adressbuch der Handys zu. Laut Rechtsauffassung von Continental ist das ein Verstoß gegen die neuen EU-Regeln.
Die Facebook-Tochter hatte sich die Umsetzung der Regeln besonders leicht gemacht und das Datenschutz-Problem auf die Verbraucher abgewälzt. WhatsApp-Nutzer mussten zustimmen, den Dienst künftig „im Einklang mit geltenden Gesetzen“ zu nutzen. Der Trick könnte Facebook nun zum Verhängnis werden. Setzt sich die Rechtsauffassung von Continental durch, müssten Europas Firmen die Zusammenarbeit mit dem Facebook-Dienst auf Eis legen, bis der Konzern eine bessere Regelung gefunden hat. Jeder WhatsApp-Nutzer würde davon profitieren.
Sebastian Hölzle
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