Donald Trump hat dem Establishment in Washington den Krieg erklärt: Kein Stein soll auf dem anderen bleiben, keine Regel mehr gelten. Im US-Außenministerium wird seit Trumps Wahlsieg massiv Personal abgebaut. Erfahrene Diplomaten landen auf der Straße, ergreifen die Flucht oder versuchen die vier Jahre zu überbrücken, auf dass der nächste Präsident einen anderen Namen trägt. Es sind schlechte Zeiten für die Diplomatie, also die Kunst, Probleme jenseits der großen Schlagzeilen zu lösen.
Mit Verspätung bekommt das auch Berlin zu spüren: Die USA haben seit einem Monat neben einem Twitter-Präsidenten, der mit 280 Zeichen Text maximale Wallungen auslöst, auch einen Twitter-Botschafter. Richard Grenell liebt wie Trump die Provokation. Ausgerechnet auf der ultrarechten Website „Breitbart“ teilte er den Europäern mit, er wolle die Konservativen unterstützen.
Grenell geriert sich wie der Statthalter einer Besatzungsmacht beim Aufbau eines neuen Staates, weil ihm der alte missfällt. Wenn er hofft, damit die fatalen Beliebtheitswerte seines Präsidenten in Deutschland zu verbessern, irrt er. Denn die Klientel, die er offensichtlich zu umgarnen sucht, hat längst einen anderen Helden: Wladimir Putin.
Mike Schier
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