So schlimm kommt es also gar nicht. Die Rentenversicherung prognostiziert eine weit weniger dramatische Entwicklung bei der Altersarmut, als vielfach befürchtet. Trotzdem ist klar: Altersarmut wird in absehbarer Zukunft ein größeres Problem sein als heute. Und wer konkret betroffen ist, dem helfen solche statistischen Entwarnungen natürlich auch nicht. Nein, für den muss etwas getan werden.
Sozialminister Hubertus Heil (SPD) will deshalb an der Rentenformel rumschrauben. Es soll ein Faktor eingefügt werden, der sicherstellt, dass das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent sinkt. Doch eine solche Manipulation ist gefährlich, weil die Kosten für Beitrags- und Steuerzahler aus dem Ruder laufen können. Dazu kommt: Es ist auch der völlig falsche Ansatz im Kampf gegen Altersarmut. Denn ein höheres Rentenniveau steigert besonders die Bezüge derer, die ohnehin gut verdient haben. Gerade die Gefährdeten – Geringverdiener, Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende – haben weniger davon. Sollten sie im Alter auf Grundsicherung angewiesen sein, profitieren sie sogar überhaupt nicht – jede Rentenerhöhung wird davon nämlich abgezogen.
Die Wahrheit ist: Wer im Alter arm ist, der war es oft auch schon vorher. Wenn man das Problem also wirksam angehen will, muss man vor allem im Arbeitsleben ansetzen – bei Löhnen und Erwerbsbiografien.
Sebastian Horsch
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