Rettet sich Theresa May in eine vorgezogene Sommerpause? Allein dass im britischen Unterhaus ernsthaft darüber debattiert wurde, zeigt den Grad der Verzweiflung an, die die britische Premierministerin nach einer Pest- und Cholera-Woche befallen hat. Erst die Rücktrittswelle in ihrem Kabinett, dann das Bashing durch US-Bulldozer Donald Trump und jetzt die beinahe tägliche politische Nahtod-Erfahrung im Parlament.
Eigentlich glaubte man, May habe mit ihrer Entscheidung zum „Soft-Brexit“ das Herumgeeiere der letzten Monate hinter sich gelassen, doch schon macht sie den harten Brexiteers wieder Zugeständnisse, um eine Abstimmungsniederlage zu verhindern. Zugeständnisse übrigens, die sie in Brüssel nur mit Kopfschütteln registrieren können. Glaubt wirklich jemand in London, dass alle 27-EU-Staaten bei Importen doppelte Zollarbeit verrichten werden – einen Zoll für Waren für Großbritannien und einen anderen für den EU-Binnenmarkt –, nur um den Größenwahn des Tory-Flügels von Ex-Außenminister Johnson zu bedienen?
Dass angesichts dieses Tohuwabohus die Rufe nach einem zweiten Referendum lauter werden, verwundert nicht. Allein, es fehlt die Hoffnung, dass die knappe Mehrheit der Briten nicht mit Wut im Bauch in die Grube springt, die sie sich vor zwei Jahren selbst gegraben haben.
Alexander Weber
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