Washington – Trump, Trump, Trump – und kein Ende in Sicht. Aktuelle Folge: die Behauptung des US-Präsidenten, Russlands Staatschef Wladimir Putin habe ihn überzeugt, dass es keine russische Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 gegeben habe. Nach den Aussagen von Helsinki haben auch sonst enge Verbündete wie der Republikaner Newt Gingrich von Trump eine „Korrektur“ gefordert.
Die kuriose Korrektur Trumps ist da. Er habe sich bei der Gipfel-Pressekonferenz einen Versprecher geleistet und eigentlich sagen wollen: „Ich sehe keinen Grund, warum es nicht Russland sein sollte.“ Das „nicht“ habe er versehentlich weggelassen. Und: Er akzeptiere die Erkenntnisse der eigenen Geheimdienste. Doch es gibt etliche Indizien dafür, dass die Trump-Klarstellung wenig überzeugend ist:
-Das Timing
Trump brauchte 28 Stunden, um öffentlich den vermeintlichen Versprecher einzugestehen. Statt einer schnellen Reaktion auf die Kritiken hatte er diese zunächst auf Twitter als „Fake News“ bezeichnet. Wie Insider aus dem Weißen Haus US-Medien steckten, sollen nach dem Helsinki-Fiasko mehrere führende Mitarbeiter ihren Rücktritt für den Fall in Aussicht gestellt haben, dass der Präsident nicht zurückrudere. Eine Richtigstellung schon Stunden später hätte diese Personalkrise verhindert. Doch Trump habe stattdessen den Dienstag weitgehend damit verbracht, Wort zu Wort seine Aussagen durchzugehen und einen Weg zu finden, seinen Putin-Schmusekurs zu relativieren. Am Ende sei dann nur die „Versprecher“-Variante geblieben. -Der Kontext
Wenn es sich in Helsinki um einen Versprecher gehandelt hätte: Warum erwähnte Trump im gleichen Atemzug, dass das Dementi Putins in Sachen Wahlbeeinflussung „extrem stark und kraftvoll“ gewesen sei? Diese Aussage macht viel mehr Sinn, wenn sie im Zusammenhang mit der Original-Bemerkung Trumps gesehen wird.
-Die Relativierungen
Beim Ablesen seiner Erklärung am Dienstag stellte Trump auch gleich wieder in typischer Manier seinen Korrekturversuch und die Schuld des Kreml in Frage. „Es könnten auch andere Leute sein. Es gibt jede Menge andere Leute da draußen“, erklärte Trump – von seinen gedruckten Bemerkungen abweichend. Sprich: Neben Russland kämen auch andere Übeltäter in Frage. Ob er da, rein theoretisch, an Liechtenstein, Mauritius oder Deutschland denkt? Das ließ der US-Präsident offen.
-Die Nato
Dafür legte er beim Thema Nato und ihrer Beistandspflicht nach Artikel 5 nach: Er frage sich, warum die Nato-Partner ein kleines Mitgliedsland wie Montenegro im Fall eines Angriffs verteidigen müssten, sagte Trump in einem Interview des US-Fernsehsenders Fox News. Dies könnte zum „Dritten Weltkrieg“ führen. Der Interviewer hatte dem Präsidenten die Frage gestellt, warum sein Sohn in einen Militäreinsatz geschickt werden sollte, um ein Land wie Montenegro zu verteidigen. Der US-Präsident entgegnete: „Ich habe die gleiche Frage gestellt.“ Montenegro sei ein winziges Land mit „sehr starken“ und „sehr aggressiven“ Menschen. Friedemann Diederichs