Wechsel an der Audi-Spitze

Kampf den Strukturen

von Redaktion

Es kam schon mal vor, dass Besucher an Markus Duesmann vorbei auf seinen Sprecher zusteuerten – im festen Glauben, nun den Beschaffungsvorstand von BMW vor sich zu haben. Denn der Sprecher trug zunächst noch, wie üblich, immer Krawatte. Duesmann so gut wie nie. Dass der meist betont leger auftretende 49-Jährige nun von VW-Chef Herbert Diess, wenn der Vertrag mit Vorgänger Rupert Stadler erst einmal aufgelöst ist, auf den Chefsessel der Premium-Tochter Audi nach Ingolstadt geholt wird, dürfte dort für Aufsehen sorgen. Schon weil es in der Audi-Vorstandsetage stets noch ein wenig steifer zuging als bei den Konkurrenten in Stuttgart und München.

In Ingolstadt gab mit Rupert Stadler bisher die kaufmännische Seite den Ton an. Mit dem Maschinenbauer Duesmann wird das Primat der Ingenieure wie zu Zeiten von Ferdinand Piëch und Martin Winterkorn wiederhergestellt. Anders als die beiden langjährigen Audi-Alphatiere – und anders auch als sein neuer Wolfsburger Konzernvorstand Diess – gilt Duesmann als wenig autoritär und kooperativ im Umgang mit Mitarbeitern.

Das dürfte die Schlüsselqualifikation sein. Hierarchische Strukturen bei Audi und eine mangelnde Transparenz im Unternehmen haben dafür gesorgt, dass an der Abgasreinigung weitergetrickst wurde, als eigentlich jeder hätte wissen müssen, welche Folgen das nach sich zieht. Duesmann wird wohl daran gemessen werden, ob er es schafft, überkommene Strukturen gemeinsam mit den Mitarbeitern aufzubrechen. Das Zeug dazu hat er.

Martin Prem

Sie erreichen den Autor unter

Martin.Prem@ovb.net

Artikel 1 von 11