Tarifkonflikt bei Ryanair

Öl ins Feuer

von Redaktion

Der Aufstieg war sensationell: Ryanair, der Pionier der Billigfliegerei in Europa, war ein krasser Außenseiter. Nun liegt die Fluggesellschaft auf Augenhöhe mit der Lufthansa – und hat in verschärfter Form mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie die etablierten Konkurrenten: Piloten und Flugbegleiter fordern ihren Anteil am Erfolg.

Ryanair lebt vom Verzicht: Einheitsflotte statt Modellvielfalt. Keine teuren Umsteigeverbindungen. Keine kostenlose Verpflegung. Und Gebühren für jedes Gepäckstück extra. Die Liste ist lang. Vor allem verzichtet das eigene Personal: auf Geld und langfristige Jobperspektive. Anders wäre die Billigstrategie nicht aufgegangen. Doch die fehlende Bindung zur eigenen Mannschaft rächt sich nun: Piloten und Flugbegleiter streiken. Anders als die der Lufthansa ohne jede Rücksicht auf Ferienzeiten.

Unter Druck hat sich Ryanair auf Verhandlungen mit Gewerkschaften eingelassen, bewegt sich aber in der Sache bisher nicht. Im Gegenteil: Die gestrige Drohung, Arbeitsplätze zu streichen oder in Billigländer zu verlagern, wird den Konflikt nicht entschärfen, sondern anheizen wie frisches Öl ein Feuer. Aus Streiks in Irland, Portugal und Belgien könnte ein Flächenbrand werden, der Ryanair und seine Beschäftigten in den Abgrund reißt. Ohne Entgegenkommen wird es keine Lösung geben – selbst wenn damit der Sinkflug der Ticketpreise endet.

Martin Prem

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