Trump trifft Juncker

Überraschung!

von Redaktion

Nein, man kann nicht behaupten, dass sich ein solcher Durchbruch angebahnt hätte. Vor dem Besuch von Jean-Claude Juncker bei Donald Trump im Weißen Haus hatten sich beide Seiten zwar ein wenig um verbale Abrüstung bemüht, aber zu viel Porzellan zwischen den einst so engen transatlantischen Partnern schien bereits zerschlagen. Umso erstaunlicher war dann, wie schnell gestern im Weißen Haus diese – gute – Einigung gezimmert wurde.

Was zur raschen Kehrtwende führte, wird man erst in den kommenden Tagen erfahren. War es der massive Unmut über das Trumpsche Tête-à-Tête mit Wladimir Putin, das den amerikanischen Präsidenten plötzlich verhandlungsbereit werden ließ. Oder hat der Durchbruch doch mehr mit der Person Jean-Claude Juncker zu tun. Der Kommissionschef wurde in Europa zuletzt wegen seines rätselhaften Torkel-Auftritts beim Nato-Gipfel mit viel Spott bedacht, von Trump aber unlängst schon als „brutaler Killer“ bezeichnet – was im Trump-Universum ein ehrliches Lob sein dürfte. Tatsächlich könnte Juncker, der den ungarischen Premier Viktor Orbán schon mal mit „Hallo Diktator“ begrüßt, hinter verschlossenen Türen genau jenen klaren Ton getroffen haben, den Trump versteht.

Nun steht also einer jener Deals, die Trump so liebt. Ausgerechnet der Mann, der alle TTIP-Verhandlungen gestoppt und Freihandelsabkommen zum Teufelszeug erklärt hatte, schlug kurz vor dem Treffen vor, beide Seiten könnten auf sämtliche Zölle, Handelsbarrieren und Subventionen verzichten. „Das wäre dann endlich das, was man freien Markt und fairen Handel nennt! Ich hoffe, sie tun es, wir sind dazu bereit – werden sie aber nicht!“ Es wirkte wie einer dieser wirren Twitter-Anfälle, aber offenbar meinte Trump es diesmal ernst. Man staunt. . .

Mike Schier

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