Gedenken an NS-Opfer

Besser spät als nie

von Redaktion

München hat lange über die angemessene Form des Gedenkens an NS-Opfer gerungen. Wohl zu lange. Aber wenn es in dem teils unsäglichen Streit über die Verlegung von Stolpersteinen ein rühmliches Vorbild gibt, dann ist dies Peter Jordan. Der 94-Jährige ist am Donnerstag eigens aus Manchester angereist, um der Einweihung der Gedenkstelen für seine von den Nazis ermordeten Eltern beizuwohnen. Dankbar sei er, dies noch erleben zu dürfen. Dabei ließ die Stadt 2004 zwei vor seinem Elternhaus im Boden verlegte Gedenksteine wieder entfernen. Welch gnadenlos bürokratischer Akt. Doch Jordan sagt heute: Versöhnung statt Gram. An seiner menschlichen Größe sollten sich manche radikale Stolpersteingegner oder -befürworter ein Beispiel nehmen.

Es ist zu hoffen, dass mit der gestrigen Einweihung der ersten Gedenkstelen und -tafeln im öffentlichen Raum der lange Streit befriedet wird. Die Erinnerungszeichen sind eine würdige Gedenkform wider das Vergessen der NS-Gräueltaten. Es ist ein guter Kompromiss, weil er auch in Absprache mit den Verwandten getroffen wurde. Die Stelen und Tafeln geben den Ermordeten ein Gesicht. Sie sind eine Mahnung für die Gegenwart und für die Zukunft. Jeder, der sie sieht, muss sich gewahr werden: Hier wurden Menschen vertrieben und umgebracht, nur weil sie anderen Glaubens, anderer politischer Gesinnung oder krank waren. München hat dafür endlich ein echtes Gedenken. Besser spät als nie.

Klaus Vick

Sie erreichen den Autor unter

Klaus.Vick@ovb.net

Artikel 1 von 11