Ein Secondhand-Flugzeug für die Kanzlerin

von Redaktion

Bislang stehen den Vielfliegern der Regierung acht Maschinen zur Verfügung – Jetzt gibt es Verstärkung

Hamburg/Berlin – Die Startphase der neuen Bundesregierung war auch für die Flugbereitschaft der Bundeswehr eine Herausforderung. Alleine Außenminister Heiko Maas hat in seinen ersten 100 Tagen rekordverdächtige 118 000 Flugkilometer zurückgelegt – drei Mal um die Welt. Kanzlerin Angela Merkel hatte nach der Hängepartie bei der Regierungsbildung außenpolitischen Nachholbedarf und war unter anderem in China, den USA, Russland und beim G7-Gipfel in Kanada. Hinzu kam die ein oder andere Antrittsreise der Kabinettsneulinge Olaf Scholz (Finanzen) oder Peter Altmaier (Wirtschaft) sowie Truppenbesuche von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.

Da kommt die Luftwaffe mit ihren acht VIP-Maschinen für Regierungsflüge schon mal an ihre Grenzen. Das liegt auch daran, dass für Reisen der Kanzlerin oder des Bundespräsidenten Ersatz-Flieger bereitstehen müssen – für den Fall einer Panne. Und der tritt immer wieder ein: Zuletzt verzögerte sich Ende Juni eine Weißrussland-Reise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, weil er wegen eines Hydraulikschadens kurz vor dem geplanten Abflug umsteigen musste.

Es kann also vorkommen, dass die Bundeswehr den Reisebedarf der Regierung und des Bundespräsidenten nicht alleine decken kann. So musste Außenminister Maas ausgerechnet zu einem seiner wichtigsten Termine in den ersten Monaten seiner Amtszeit, zur Wahl Deutschlands in den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, Linie nach New York fliegen.

Jetzt soll aber alles besser werden. Die Vielflieger der Regierung bekommen Verstärkung. In der Werft der Lufthansa Technik am Hamburger Flughafen wird seit eineinhalb Jahren ein Airbus A321 für die Regierung aufgemöbelt. Tests laufen. Ende August soll die zivile Zulassung vorliegen, und im September wird die Maschine an die Bundeswehr übergeben.

Mit der A321 erhält die Kanzlerin einen Secondhand-Flieger. Die Maschine gehörte seit dem Jahr 2000 zur Flotte der Lufthansa, unter dem Städtenamen „Neustadt an der Weinstraße“. Noch ist die neue Lackierung mit dem Schriftzug „Bundesrepublik Deutschland“ und den Nationalfarben nicht aufgetragen, das ist einer der letzten Umbauschritte.

Warum kauft die Regierung ein gebrauchtes Flugzeug? „Das ist kostengünstiger und damit besser für den Steuerzahler“, sagt Hauptmann Dieter Brakonier, der das Projekt für das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr betreut. Genaue Zahlen werden nicht genannt, aber ein dreistelliger Millionenbetrag dürfte für die neue Regierungsmaschine allemal fällig werden.

Das Koblenzer Amt hat sich unter mehreren Flugzeugen für die A321 entschieden, weil sie top gepflegt war. „Wir hatten das Flugzeug durchgehend in der Wartung, und es ist wie bei einem Auto: Entscheidend ist nicht das Alter, sondern die Pflege“, sagt Lufthansa-Projektleiter Harald Pries. Die Spezialisten bei der Lufthansa Technik haben den Airbus vollständig überholt und modernisiert.

Der Regierungsflieger wird künftig bis zu 84 Passagiere befördern, davon 14 im vorderen VIP-Bereich, wo Kanzlerin oder Minister mit ihren engsten Mitarbeitern sitzen. 70 Plätze sind für die offizielle Delegation, Sicherheitsbeamte vom Bundeskriminalamt, Journalisten und Gäste aus Wirtschaft, Kultur oder anderen gesellschaftlichen Bereichen vorgesehen.

Damit ist die Platzaufteilung recht geräumig. Als reguläre Linienmaschine befördert eine A321 in der Regel rund 200 Fluggäste. Luxus aber gibt es nicht; die Bestuhlung im Delegationsbereich entspricht der Klasse Economy plus. Es gibt – im Gegensatz zu anderen Regierungsfliegern – noch nicht einmal eine Dusche. Eckart Gienke

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