Der Ton bei Facebook und Twitter

Missstimmung

von Redaktion

Womöglich ist es nur eine Generationenfrage. Vielleicht flüchten sich junge Nutzer nur deshalb von Facebook zu Instagram oder Snapchat, weil sie ihre Inhalte dort nicht mit Eltern oder Großeltern teilen müssen. Doch vielleicht liegt der jüngste Einbruch der Facebook-Nutzerzahlen, der am Aktienmarkt in dieser Woche Spuren hinterließ, einfach auch am Umgangston, der dort inzwischen herrscht. Viele Menschen schauen sich lieber schöne und geschönte Bilder auf Instagram an als das ewige Gegeifer.

Wer sich viel in diesen „sozialen“ Netzwerken bewegt, erlebt inzwischen auch unter deutschen Nutzern teilweise eine Untergangsstimmung, die mit dem realen Leben kaum in Einklang zu bringen ist. Das Phänomen der Radikalisierung im Netz, das mit den Rechtspopulisten begann, hat längst auch ihre Gegner erfasst. Selbst mancher Journalist, der einst kluge Texte über den rüden Ton im Netz schrieb, hat ihn nun übernommen.

Insofern war es richtig, dass die Regierung versucht, mit einem Gesetz gegenzusteuern. Wo Selbstkontrolle versagt, muss der Staat eingreifen. Doch geht das nur bei extremen Ausreißern, die nicht unter freie Meinungsäußerung fallen. Umso wichtiger ist es für jeden Nutzer, die Kommentare dort nicht mit der Stimmung im Land zu verwechseln. Es gibt ein Leben jenseits der Echokammern.

Mike Schier

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