Mountain View/Peking – Der US-Internetkonzern Google plant Medienberichten zufolge eine zensierte Version seiner Suchmaschine, um wieder auf den weltgrößten Internetmarkt in China zu kommen. Aktivisten und Menschenrechtler reagierten empört und sprachen von einem „schwarzen Tag für die Internetfreiheit“. Nach den Enthüllungen im US-Portal „The Intercept“ bestätigten nicht näher genannte Quellen auch der „New York Times“ die Pläne.
Die zensierte Suchmaschine mit dem Namen „Dragonfly“ (Libelle) würde in China gesperrte Webseiten und Suchanfragen nach Menschenrechten, Demokratie, Religion oder friedlichen Protesten aussortieren, wie die beiden US-Medien berichteten. Damit entspreche die Suche den strikten Zensurvorschriften der kommunistischen Führung in Peking. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von einem „schweren Angriff auf die Informationsfreiheit“.
Google ist in China gesperrt, weil es sich der Zensur zumindest bisher nicht beugen wollte. Der Konzern sucht aber nach einem Zugang zu den 730 Millionen chinesischen Internetnutzern. Google wollte die Berichte nicht bestätigen: „Zu Spekulationen äußern wir uns nicht“, sagte ein Sprecher. Das Unternehmen biete eine Reihe mobiler Apps in China an, unterstütze chinesische Entwickler und investiere in dortige Unternehmen.
Die renommierte Zeitung „China Securities Journal“, die von der staatlichen Wertpapieraufsicht herausgegeben wird, nannte Spekulationen über eine Rückkehr Googles nach China „nicht richtig“. Chinesische Internetnutzer sahen in der neuen Suchmaschine von Google auch nur eine „kastrierte Version“. Einige fragten, was der Unterschied zu der in China verbreiteten Suchmaschine Baidu sei, die Inhalte auch nach den Zensurvorschriften filtert. dpa